Der 3. Oktober ist der „Tag der deutschen Einheit.“ Ursprünglich wollte ich zu diesem Thema ein paar persönliche Gedanken schreiben, aber eine wichtige Klausur einen Tag davor nahm alle Kräfte in Anspruch. Deshalb gibt es hier einen anderen Bericht von dem, was an diesem Tag im Jahr 2019 auch stattgefunden hat: Das Lastenradrennen Münster im Rahmen des Sparkassen Münsterland Giro-Radrennens. Aus Osnabrück, meiner alten Heimat Nürnberg, Augsburg, Berlin, Kiel und von anderswo waren die Teilnehmer-/innen gekommen.
Zugegeben, es war schon etwas gewagt, in Münster teilzunehmen. Es war so, als ob die Rennradfahrerin der Kreisliga gegen Judith Arndt antritt, eine gute Hobbysportlerin gegen einen Vollprofi und Leistungssportlerin. Und ja, es ärgerte mich schon, dass ich so müde Beine hatte, die beiden Klausuren in der letzten Woche hatten mich doch angestrengt, der Sport hatte zurückstehen müssen. Beim Lastenrad-Rennen steht jedoch immer der Spaß im Vordergrund, nicht der Leistungsgedanke des Sports. Viele Teilnehmer-/innen haben auch eigene Lastenräder, d.h. sie fahren öfter damit als jemand, die/der sich eins leihen muss. War für mich natürlich ein Nachteil.
Nach mehr als einer halben Stunde, nachdem die Herren, auch je 4 pro Rennen, gestartet waren, ging es für uns Frauen endlich los! Leider fing es zu regnen an, der Regen kam immer wieder… das sorgte für einen kleinen Unsicherheitsmoment.
Die anderen Teilnehmerinnen erzählten mir, dass selbst in der, man kann sagen Fahrradhauptstadt von Europa, Kopenhagen, auch nur wenige Frauen am Start eines solchen Rennens gewesen waren. In Münster waren wir, meine ich, insgesamt 7 Fahrerinnen. Sollte mir einmal der Verleiher der Insel Juist begegnen, der zu einer Kundin meinte „damit können Sie nicht fahren, das ist nichts für Frauen“ sagte, (Meldung, die durch die sozialen Medien gegangen war), kann er sich bei uns Lastenrad-Fahrerinnen einen dicken Anpfiff für seinen sexistischen Blödsinn anhören.
Die Rennstrecke hatte keine Steigung wie die in Dortmund, dafür scharfe Kurven, die aufgrund der Nässe durch den Regen noch anspruchsvoller zu fahren waren. Die anderen beiden waren flotter als ich, angefeuert wurden aber alle Fahrer-/innen. Das freute und motivierte mich.
Die Ladung: Keine Autoreifen, dafür eine biegsame Stange, ein Wasserkasten, Fahrradreifen, eine kleine Schachtel… aber interessanterweise keinen Lieferschein. Man musste sich vorher schon überlegen, wie und in welcher Reihenfolge man alles laden würde. Mancher Fahrer verlor Zeit und Podestplatz, weil er nicht ordentlich geladen hatte und ein Teil der Ladung während der Fahrt heraus fiel. Leider galt die Regel: einmal zurückgefallen, schafft man den Anschluss nicht mehr. Ein dritter Platz in der ersten Runde, die anderen beiden Damen kamen weiter. Glückwunsch an die beiden. Trostpreise gab es für jeden dritten Platz.
Die Reihenfolge jedes Renn-Durchlaufs: eine Runde Leerfahrt, dann die Waren aufladen, 2 Runden mit Ladung fahren, abladen, eine Runde Leerfahrt. Nebenan tobte der Münsterland-Sparkassen-Giro, Profis (und später Amateure) rasten mit meist Rennrädern über die Straßen der Altstadt und den Straßen nahe der Altstadt von Münster. Dennoch hatten sich ein paar Schaulustige eingefunden die wissen wollten, was denn da diese Nerds mit diesen auffälligen, weil anders gebauten Rädern machen.
Irgendwie war es auch ein schönes Gefühl, mit Gleichgesinnten und tollen Fahrrädern einen Platz zu besetzen, auf dem sonst Autos parken… 😀 😉
Die Musik, die uns Fahrer-/innen anfeuern sollte, war plötzlich aus, aber so wirklich stören tat es nicht. Es passierte dennoch ständig etwas und die steigende Erschöpfung ließ sich ohne laute Beschallung ohnehin besser ertragen.
Enge Kurven, die ohne Sturz gefahren werden wollten: Sophie aus Kiel auf ihrem CycleMonkey (Cycle Monkey: ein Lastenrad-Modell) meisterte die Strecke souverän und in flottem Tempo.
Danke an Jan Frohne und Simon Chrobak für die Bereitstellung ihrer Bilder!
Hier wird noch auf den letzten paar Metern ordentlich gekämpft! 😀 Der Fahrer aus Augsburg , Jan (?) und Nils aus Witten im Zweikampf.
Die allerletzte Runde des Renntages war das Staffelrennen. Ein Team, vier Leute, dabei werden die Fahrer pro Runde gewechselt. Beim Laden heißt es: gut koordinieren. Und möglichst keine Zeit verschwenden, weil jede-/r möglicherweise eine andere Sattelhöhe braucht…
Die Überreichung der Preise erfolgte ohne Podiumboys und ohne Podiumgirls.
Meinen Glückwunsch an Euch Mädels!
Das Siegerteam des Staffellaufs beim Lastenradrennen Münster 2019. Meinen Glückwünsch! 🙂
Das Siegerpodest der Herren: Platz 1 Nils aus Witten, Platz 2 Christoph aus Osnabrück und Platz 3 Berlin. Glückwunsch an Euch, Jungs!
Die Münsteraner-/innen waren schließlich auch bei uns in Dortmund dabei gewesen, also habe ich sie heute am 3. Oktober 2019 auch besucht.
Schade, dass nur eine einzige Fahrerin aus dem Ruhrpott dabei war. Hey, Essen, Dortmund, Bochum, Castrop, wo wart Ihr beim Münsterraner Lastenradrennen???
Großen Dank an TRAIXCYCLES und allen, die dafür gesorgt haben, dass das Lastenradrennen in Münster am 3. Oktober 2019 stattfinden hatte können. Gerne komme ich wieder. Bis dahin: eine gute Fahrt, mit und ohne Lastenrad, aufmerksame Auto- und LKW-Fahrer-/innen und eine gute Zeit! Das wünsche ich Euch, mit freundlichem Fahrradgeklingel aus Dortmund.