„Da müssen wir jetzt durch.“

Es fing , ich meine, es war im Januar 2020, noch harmlos an. In den Nachrichten wurde darüber berichtet, dass in Starnberg in Südbayern ein Mensch an einer bisher unbekannten Krankheit, die der Grippe ähneln soll, erkrankt ist. Vorher war diese ansteckende Krankheit in China ausgebrochen und hatte viele Todesopfer gefordert. Was dabei richtig wütend macht: der Arzt, der die chinesische Regierung vor genau dieser Seuche gewarnt hatte und nicht ernst genommen worden war, starb im Februar oder März daran. Was will man von einem autoritären Regime auch anderes erwarten.

China, das ist weit weg. Reisende und ihre Angehörigen, die in Fernost gewesen waren, wurden in Germersheim im südlichen Rheinland-Pfalz, in einer Kaserne in die Quarantäne geschickt. Germersheim hatte ich bisher mit etwas Positivem, schönen verbunden: der Messe für Fahrrad-Enthusiast*innen und Nerds, SPEZI (die dieses Jahr auch ausfallen wird, https://www.spezialradmesse.de/home.html ) Sinnvoll, um die Krankheit an der Verbreitung zu hindern, aber was Quarantäne für die Betroffenen bedeutet: danach fragt niemand. Nachrichten, Gespräche zwischen Menschen, sogenannte „Experteninterviews“ sind voll von technischem Denken, Organisationsplänen, Analysen. Es war erschreckend und abstoßend, wie viel Platz in der medialen Berichterstattung diese Krankheit einnahm, deren Name nun ständig und überall auftauchte: COVID-19, ausgelöst durch den Corona-Virus. Woher der Name genau kommt und was er bedeutet, wurde in einem Video von der „Sendung mit der Maus“ sehr gut erklärt, das ich Ende März auf „Fratzenbuch Watch“ (Fachebook Watch) entdeckt hatte. Aber so richtig glaubte ich trotz täglichen Hörens der Sendung „Informationen am Abend“ von Deutschlandfunk nicht daran, welche Auswirkungen dieser kronenförmige Virus (daher der Name, lat. „Corona“ für „Krone“) haben würde. Nicht verharmlosen wollte ich das Thema, aber die Panikmache und das laute Geschrei der Boulevard-Medien ging mir mehr und mehr auf die Nerven. An meiner Arbeitsstelle sah ich oft Kolleg*innen ständig irgendwelche Artikel über angeblich oder tatsächlich neue Erkenntnisse zu diesen Virus lesen – das Robert-Koch-Institut war nicht dabei. Nicht einfach zu lesen diese Seite, manches ist für den Laien nicht verständlich aber: dort wird kein Unsinn erzählt. Mich ärgern Menschen, die immer wieder nur die Blöd-Zeitung lesen, obwohl es durchaus seriöse Angebote gibt, um sich über COVID-19 zu informieren.

Dann aber kam der erste Schock: die Stadt Dortmund verfügte, dass ab dem 12. März 2020 alle Veranstaltungen eingestellt werden sollten. Ich war gerade dabei gewesen, die letzten paar Kneipen und andere Institutionen in Dortmund mit Flyern unseres Jazzclubs domicil zu bestücken. „Das brauchst du jetzt nicht mehr tun“ sagte mir der Produktionsleiter zu mir am Telefon. Wir waren alle geschockt. Der Kneipenbetrieb lief noch, aus Protest gegen diese verdammte Situation ging ich abends im domicil ein Bier trinken. Abstand halten tat ich dabei immer, ebenso die Vereinskollegen, die ich traf. Alle waren in einer Art Schockstarre, einem Schrecken, den man nicht so schnell abschütteln kann.

Noch vor wenigen Wochen konnten wir uns beim Parcours freuen. Jetzt: gesperrt, eine fast unheimliche Stille.

Doch damit nicht genug: ab dem 17. März 2020 durfte auch der Kneipenbetrieb unseres Jazzclubs domicil nicht mehr öffnen. Die Meldungen, was alles nicht mehr sein darf, man kam schon gar nicht mehr mit, wurden in pausenloser Folge bekannt: das Stadttheater ist zu, das Konzerthaus muss seinen Betrieb einstellen, ab dem 16. März gibt es keine Hochschulsportkurse mehr. Ich fühlte mich, als ob ich eine böse Überraschung erleben müsste, an der ich keine Schuld hatte. Als ich 2003 in meiner alten Heimat das Mozart-Requiem im Chor mitgestaltete, hatte uns die Chorleiterin für das „Lacrimosa“ genau diese Stimmung als Vorstellung beim Singen mitgegeben. Dieses Stück aus dem Requiem, es passte jetzt richtig gut in diese immer absurdere Zeit, in einen Alltag, bei dessen Schnelligkeit an Veränderungen kaum mehr ein Mensch mitkommt, während draußen das öffentliche Leben still steht.

Ohne Beleuchtung und Beschriftung, leer und verlassen, wo sonst das Leben ist: der Jazzclub domicil während des Elends von Coronakrise. Eigenes Foto

Seit der Schließung aller Kinos, Clubs, Bars, Kultureinrichtungen, sprich: Beendigung des öffentlichen Lebens, lese ich fast jeden Tag die Seiten der Stadt Dortmund. Jeden Tag gibt es eine Zunahme an Infizierten, es werden aber – und das ist sehr positiv – auch die Anzahl der genesenen Menschen genannt. Die Mahnung, von anderen Menschen Abstand zu halten, wird fast gebetsmühlenartig verkündet. Ich halte mich daran, wenn ich auch zugeben muss, dass mir bisher nicht bekannt gewesen war, dass ich auch als gesunder Mensch den Virus weitergeben kann, ohne es zu merken.

Es ist klar: die Infektionsketten müssen unterbrochen werden, die Ausbreitung von COVID-19 soll zumindest verlangsamt werden. Zustände wie in Italien will man nicht, klar. Ich habe mitbekommen, was dort abgeht, aber ich hasse Leute, die mich ständig auf alles und dieses und jenes aufmerksam machen müssen, warum ich es nicht gelesen habe! Nein, ich lese nicht jeden verdammten Artikel über diese scheiß Krankheit, auch wenn es in der FAZ, dem Spiegel oder sonst einem Qualitätsmedium steht! Langsam wurde ich auch auf „pocket“, der Anzeige beim Feuerfuchs-Browser wütend, weil ständig Artikel zum Corona-Virus genannt wurden. Mit häßlichen Virus-Bildern und maskierten Menschen. Ich will das nicht sehen! Und es beruhigt mich nicht, nein, es macht nur noch wahnsinniger in dieser abartigen Zeit voller Wahnsinn!

„Man soll jetzt nicht über Italien moralisch urteilen. Die Welt ist noch am Lernen.“ Das sagte mir ein guter Freund und Journalist. Zufällig lese ich im Tagesspiegel online, dass eine Zeitung in Italien, ich glaube in der so stark betroffenen Lombardei, 10 Seiten Todesanzeigen druckt. 10 Seiten pro Tag. Gewohnt ist man vielleicht 3 oder höchstens 5 pro Ausgabe. Das zu lesen tut weh, auch, wie selbst ein in Krisengebieten erfahrener Apotheker langsam ratlos ist – einen Artikel dazu habe ich gelesen, das war in der taz. Auf Bildern, die im Internet kursieren, sieht man einen leeren Markusplatz in Venedig, einen leeren Petersplatz in Rom, leere Kanäle in Venedig… in den Nachrichten hört man, dass sich die Kanäle in Vendeig erholen, weil keine Kreuzfahrtschiffe mehr kommen. Die haben ohnehin nichts in der Stadt verloren. Tourismus: ja. Aber mit Bedacht! Doch mit Corona läuft nichts mehr, niemand kann mehr irgendwas besichtigen oder jemanden besuchen. diese Situation macht auch deutlich: die Erde braucht keine Menschen.

Jeden Abend: eine dunkle, geschlossene Schauburg (Kino). Grauenvoll, dieser Anblick.

Die Gscheiderln, die immer vorpreschen und sich als die Besten darstellen müssen, preschen auch jetzt wieder vor: das Bundesland Bayern (erstaunlicherweise hat sich dieses Möchtegern-Königreich immer noch nicht von der BRD abgespalten) verhängt Ausgangssperren. Schulunterricht ist in der ganzen BRD schon lange nicht mehr, 5 Wochen Osterferien gibt es dann sozusagen. Nur für den Weg zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Besuch bei Ärztin oder Arzt oder zum Sport darf man raus. Ein Arbeitskollege zeigt mir ein Video, auf dem die Münchner Berufsfeuerwehr durch die Straßen fährt und Ansagen macht. Was für ein autoritärer Müll. Ich bin fassungslos. Schon interessant: gerade dieses Land, das jahrzehntelang vehement gegen alles aus dem „bösen“ Osten gewettert hat, greift nun auf genau dessen Vorgehensweise zurück, verhält sich wie der Staat, den man damals so verachtet und bekämpft hat. Aber am 3. Oktober wieder schön gegen den Polizeistaat von damals mahnen. Schuld sind immer nur die anderen, und die hocken im Osten. Weil jeder DDR-Bürger und -Bürgerin ein-/e überzeugte-/r Kommunist war. Ganz bestimmt. Nicht. Wie bin ich froh, dort nicht mehr zu wohnen. Eine Freundin in Nürnberg, die pensionierte Krankenschwester ist, sieht sich in ihrer Forderung nach Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 bestätigt. Naja, ihr Beruf hat sie eben geprägt.

In Nordrhein-Westfalen, wo ich nun seit 5 Jahren wohne, geht man – zumindest bisher – besonnener vor. Es gibt kein absolutes Ausgangsverbot. Es gilt nicht mehr nur die Abstandsregel, es dürfen auch höchstens nur 2 Personen miteinander unterwegs sein, Familien ausgenommen. Der Appell, nur zu wichtigen Anlässen die Wohnung zu verlassen, folgt. Das macht für mich erst mal keinen Unterschied, weil ich meistens allein unterwegs bin. Zu meiner Freude empfiehlt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, dass man seine Alltagswege doch mit dem Rad zurücklegen solle, weil man das allein tun könne, anstatt neben anderen in der Straßenbahn zu sitzen. Auch der ADFC NRW empfiehlt nochmals explizit das Radfahren.

https://www.adfc.de/dossier/dossier-radfahren-in-zeiten-von-corona/

Ein Gastronom versucht sein Glück mit Außenverkauf: Cocktails trinken trotz Corona. Und immer schön nur 2 Stühle nebeneinander.

Die Straßen sind fast jeden Tag ziemlich leer; oft fühle ich mich wie am Sonntag nachmittag, wenn ich über die Heiligegartenstraße, Grün- und Treibstraße zur Arbeit fahre. wie ein ewiger Sonntag nachmittag. Mein Zeitgefühl schwindet von Tag zu Tag, ich wache oft auf und wünschte, das ganze Elend mit der Krankheit COVID-19 wäre einfach nur ein böser Traum.

Wie an einem ewig andauerendem Sonntag-Nachmittag: die Treibstraße/Grüne Straße während der Corona-Krise. eigenes Foto.

Tatsächlich stelle ich bei mir selbst auch fest, dass ich mir mehr um das Wie beim ohnehin täglichen Händewaschen Gedanken mache, auf mehr Abstand als sonst in der Straßenbahn und anderswo gehe. Das offiziell verkündete Abstandsgebot ist fast paradox für mich. Die Öffentlichkeit und Gesellschaft, in der ich aufwuchs, hielt oft keinen Abstand zu mir und meinem Körper ein und benutzte meinen Körper und mich für die eigene Notgeilheit. Junge Mädchen und Frauen auf dem Dorf sind nichts wert und können ungestraft sexuell mißbraucht werden, niemand fragt, ob sie diese Berührungen wollen oder nicht. Lange Zeit forderte ich selbst, Abstand von mir zu halten, wobei das auf Dauer auch keine Lösung ist, denn: der Mensch braucht Berührungen.

https://nacktundneugierig.podigee.io/14-wissenschaft-koerperkontakt

Für Taschendiebe ist die Corona-Krise eine ganz blöde Zeit, wenn so wenige Leute unterwegs sind man sich niemandem mehr ungestraft nähern darf. Auf Facebook bekomme ich einen kleinen Shitstorm ab, weil mir die eine Pressemeldung des Kinikums Dortmund kräftig auf den Senkel geht. Vom Pressesprecher stammt dieser Text. Unmöglich! So kann man das nicht formulieren! Es geht in etwa so los: „na Ihr Egoisten? habt Ihr Euch in der Disco getroffen weil Ihr denkt, dass Ihr Euch als junge Menschen nicht anstecken könnt? […]“ In diesem Wortlaut ging es weiter. Sicher ist ein Appell zum Abstandhalten wichtig. Aber so formuliert wird niemand auf ihn, den Pressesprecher des Klinikums Dortmund hören! Das sollte genau er wissen! Als Journalistin weiß ich: SO erreicht man niemanden. Aber von den anderen Herrschaften im Fratzenbuch kapiert das niemand. Mich nerven diese Leute, die immer nur ‚technisch‘ denken. Die ständig Statistiken und Zahlen brauchen. Nein, ich will das nicht! Es macht mich und auch andere nur noch verzweifelter, wahnsinniger! Und ich kann auch auf den Podcast eines Christian Drosten getrost verzichten. Nicht, weil er ein schlechter Mensch oder schlechter Virologe wäre, sondern: ES GIBT NOCH ANDERE THEMEN ALS DIESER VERDAMMTE VIRUS im Frühjahr 2020, verdammt noch mal!!! Seine „Fans“ nerven. Bei allem Respekt und Sinnhaftigkeit von Wissenschaftsjournalismus: schweigt einfach mal einen Tag, geht in Euch und besinnt Euch auf das Nicht-Technische in der Coronakrise. Übt Euch endlich in Empathie! Das, was nicht nur mich umtreibt und sehr schmerzt: der Verlust jeder Kultur. Hört den Kulturwissenschaftler*innen und Soziolog*innen zu, anstatt die Medizin anzubeten!

https://www.deutschlandfunk.de/interview.693.de.html?drbm:date=2020-03-22

Nein, es ist nicht Sonntag nachmittag in der Fußgängerzone Westenhellweg. Im Hintergrund eine Polizeistreife.

Wie eine schleichende Krankheit verändert das Corona-Virus den Alltag. Das einzige, was von der Normalität geblieben ist, ist für mich die Fahrt zur Arbeit, meist mit dem Rad. Die Arbeit, die mein Broterwerb ist und mit meinem erlernten Beruf leider wenig zu tun hat, macht grundsätzlich Spaß. Aber sie erfüllt mich nicht und ist oft genug anstrengend. Alles, was der Kompensation für diese Anstrengung dienen würde, existiert nicht, ist wie ausradiert, plötzlich nicht mehr existent: meine Sportkurse beim Hochschulsport, alle Musikveranstaltungen. Der Anblick von geschlossenen, verschlossenen Türen erschreckt mich. Ich fühle mich wie in einem schlechten Traum, einer Zeitschleife, aus der ich nicht rauskomme. Wie Neo in „Matrix“ in verschiedenen Dimensionen sich bewegt, von denen nur eine real ist. In welcher Welt, in welcher Dimension leben wir nun? Wer oder was hat uns hierher gebracht, gegen unseren Willen?

Nicht mal mehr im Stadtgarten kann man im Abstand zueinander sitzen. Eigentlich übertrieben. Auch auf einer Sitzbank könnte man Abstand halten.

Wie lange ist das noch auszuhalten? Ich weigere mich, diesen scheinbar ewigen „Sonntag-Nachmittag“ , den man beim Durchqueren der Innenstadt spüren kann, als „Normalität“ anzuerkennen. So, wie es nun seit einigen Wochen ist, ist es nicht normal. Menschen sind keine Wildkatzen, die einzeln unterwegs sind! So sinnvoll, wie die Absagen sämtlicher Kulturveranstaltungen und das Abstandsgebot auch sind: ich kann dieses ständige „stay home – save lives“ nicht mehr hören. Dieses ständige erzwungene Alleinsein, das macht krank! Es ist paradox, wenn ständig Appelle zum Zusammenhalt verkündet werden, gleichzeitig aber Abstandhalten und Zuhausebleiben gepredigt wird. Schon bemerkt?

https://www.deutschlandfunk.de/gesellschaft-in-der-coronakrise-was-isolierung-und.676.de.html?dram:article_id=473467

Auch manche Witzeleien mit den Arbeitskolleg*innen können nicht die Freude am Sport und der dort erlebten Gemeinschaft ersetzen. Ja, ich habe schon schlechtere Arbeitsstellen gehabt und die Bedingungen sind gut, ich fahre meistens gern zur Arbeitsstelle. Das momentan viel gelobte HomeOffice funktioniert bei mir übrigens aus technischen Gründen nicht. Da ich im Service arbeite, ist mir eine Trennung von Arbeitsstätte und Zuhause auch wichtig, denn: Menschen, die bei uns anrufen, können richtige Arschlöcher sein. Deshalb ist psychische Hygiene durch physische Trennung von Arbeitsort und Wohnort so wichtig.

Das noch so gut vorgetragene Konzert im Live-Stream im Internet kann kein Live-Konzerterlebnis ersetzen. Es ist schön, wenn ein Igor Levit jeden Abend auf seinem Flügel für seine Twitter-Follower spielt. Tonqualität grauenhaft, aber: die Geste zählt. Danke für Ihre Heimkonzerte. Aber wer bezahlt ihn? Man muss es sich leisten können, sich als Künstler*in zu verschenken, wie die Neue Musikzeitung richtig schrieb. Gilt übrigens auch für den Pop-Bereich, für jede-/n, die oder der vom Musikmachen und Musik-Interpretieren den eigenen Lebensunterhalt verdient. Musik ist nicht nur schön, sie ist auch Arbeit und die muss wie jede andere Tätigkeit ordentlich bezahlt werden! Oder wie Karl Valentin richtig sagte: „Kunst ist schön, macht aber auch Arbeit.“

https://www.nmz.de/artikel/geschenke

Außerdem darf nie vergessen werden: Das Publikum ist nicht nur dafür da, die Künstler*innen zu bezahlen. Jedes Konzert, sei es ein Pop- oder Club- oder Klassikkonzert lebt davon, dass Künstler*innen auf der Bühne mit dem Publikum kommuniziert. Der Intendant des Opernhauses Dortmund hat nicht umsonst und zu Recht gesagt, dass er von per Livestream übertragenen Opern nichts hält, weil das nur „abgefilmtes Theater“ sei. Die Premiere der Oper „Die Stimme von Portici“ musste fast ohne Publikum stattfinden, nur die Presse hatte Zutritt bekommen.

https://www.deutschlandfunk.de/oper-die-stumme-von-portici-in-dortmund-revolte-im-schatten.1993.de.html?dram:article_id=472650

Der Noch-Schauspiel-Chef Kay Voges zu den verheerenden Auswirkungen auf die Kultur durch die Coronakrise: Kay Voges, Schauspiel Do zu corona: https://www.fr.de/kultur/theater/theater-regisseur-kay-voges-erwartet-viele-stuecke-ueber-corona-aeussert-befuerchtung-13654207.html

Bemerkenswert ist, dass das Corona-Virus das schafft, was der Klimawandel, der mindestens genauso bedrohlich ist für die Menschheit, nicht schafft: alle sind betroffen, allen ist dies bewußt und sie tun was dagegen. Die gesamte Welt. Der feine Unterschied: gegen Covid-19 werden sofort stark wirkende Maßnahmen ergriffen. Grundrechtseinschränkungen wie das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit akzeptiert. Kaum Zweifler gibt es, die Leugner* werden größtenteils verachtet und zurückgedrängt. Selbst die scheinbar allmächtige Wirtschaft und Lobbyverbände ziehen mit, auch wenn es Kritik gibt. Absurderweise wollen gerade große Firmen wie adidas und Heu&Mist keine Miete mehr zahlen, weil ihre Geschäfte geschlossen bleiben müssen. Hallo? Was sollen Besitzer kleiner Läden sagen?

Ohne Zweifel wird dieser Krankheitserreger die Welt verändern, Wirtschaftsunternehmen, ganze Wirtschaftssysteme und gewohnte Lebensabläufe werden sich ändern müssen. Ein Bekannter und Stadtplaner rechnet mit einem großen Arbeitsplatzabbau in der Automobilindustrie. Und warum? Weil „Covid-19“, der Name der Krankheit, ausgelöst durch den Corona-Virus, sehr bald spürbar und tödlich verlaufen kann und so viel bedrohlicher wirkt als eine andere, schon seit Jahren existierende Bedrohung. Von Stickoxiden und anderem Dreck, der den Klimawandel auslöst, fällt leider niemand bald tot um oder bekommt schmerzende Geschwüre oder Atemnot. Anders kann man sich die Untätigkeit oder die nur schleppend eingeführten Maßnahmen für den Klimaschutz (durchgeführt von verschiedenen Regierungen) nicht erklären. Die Veränderungen im öffentlichen Leben werden größtenteils erstaunlich gut akzeptiert und hingenommen, kaum jemand klagt über die Schließung von Kneipen, Theatern, Opernhäusern, Bibliotheken, Sportstätten. Auf manchen Straßen ist es, wie schon erwähnt auffällig ruhig, was mich als Radfahrerin auch freut. Auf anderen genauso voll wie sonst (Mallinckrodtstraße in Dortmund). Und dennoch ist da IMMER dieses ungute Gefühl, dass da was nicht in Ordnung ist, wenn eine Polizeistreife langsam durch die Fußgängerzone mit dem Auto statt auf Fahrrädern fahren muss. Schlechter Traum? Wahrheit? Hat mich das Super-Auto K.I.T.T. irgendwo hingebracht, wo ich nicht hin wollte? Welcher Tag ist heute?

Im Zuge der staatlich angeordneten Stillegung des öffentlichen Lebens wurde zur Solidarität mit v.a. der „Risikogruppe“ aufgerufen. Man solle für die älteren Leute Einkaufshilfen anbieten. Gerne hätte ich dies gemacht, aber auf Nachfrage bei meinem Bekannten gab es keinen Bedarf, dass jemand mit Lastenrad für andere einkauft. Mir selbst war und ist diese Zeit der Corona-Krise auch nicht geheuer, ich bin immer noch damit beschäftigt, dieses Grauen zu erfassen, dass mich an die Stimmung des „lacrimosa“ aus dem Mozart-Requiem erinnert: die damalige Chorleiterin und Kantorin dieser Kirchengemeinde hatte uns aufgegeben, beim Singen das Gefühl einer bösen Überraschung und Fassungslosigkeit zu empfinden und dies mit unserer Stimme auszudrücken. Zwar stirbt hier im Jahr 2020 im Gegensatz zu Pestzeiten früherer Jahrhunderte nicht jede und jeder, aber wenn das Kulturleben stirbt oder darbt, stirbt auch bald der (physische) Mensch. Manche glauben sogar an eine neue Solidarität.

Daran glaube ich nicht. Die Corona-Krise führt zu Verhaltensweisen der Menschen, die erschreckend sind. So sehen die Regale im Supermarkt und in Drogerien aus, wo sonst Toilettenpapier, Küchenrollen, Taschentücher und Nudeln lagern. Alles andere als ein solidarisches Verhalten.

Keine Chance, wenn zuhause das Klopapier alle ist. Foto: A. Steger

Zwar muss ich nicht für einen Mehr-Personen-Haushalt einkaufen, dennoch machen mich solche Verhaltensweisen wütend! Wie egoistisch, aggressiv und dumm muss man sein, übermäßige Einkäufe zu tätigen??? Was soll das? Steht ein Krieg bevor? – NEIN! SCHÄMT EUCH!

WOFÜR braucht man Unmengen Küchenrollen u.ä. zuhause während der Corona-Krise???

WOFÜR braucht selbst ein mehrköpfiger Haushalt solche Unmengen an Toilettenpapier, Küchenrollen oder Taschentücher? Scheißen die sich vor Angst vor dem Coronavirus in die Hose, weshalb sie soviel Scheißpapier brauchen? Ihr seid doch nicht mehr ganz dicht!

Diese seltsame, absurde, verrückte Zeit, in der man nicht weiß, was man denken soll, in der ein Familienvater und Fahrrad-Enthusiast auf Twitter zu Recht die Frage, was nun werden soll, stellt, bringt auch neue Witze hervor. Ja, auch das habe ich bemerkt. Da ist ein Cartoon, der zwei suchende Augen zeigt, die sich in einer Art Festung, die nur aus Klopapierrollen besteht, herausschauen. Ein Videoclip zeigt eine Katze in einem Zimmer, die über eine immer höhere Rampe aus Klopapierrollen springt, dazu eine Art Sportkommentation auf französisch. Schon witzig, ja. Gleichzeitig klingt alles wie ein trauriger Nachruf auf ein Leben, das normal verlief, in dem man sich nicht ständig Gedanken darüber machen musste oder sollte, welchen Türgriff man angefasst und ob man sich ja auch immer die Hände gewaschen hat. Es strengt an, dieses Leben. Mehr als sonst. Dazu die Hysteriker mit ihren Mundschutzmasken. Boah! Bin ich hier in einem verdammten Operationssaal oder im Krankenhaus – oder auf der Straße im öffentlichen Raum?? HÖRT AUF DAMIT! Das bringt die Menschen nur noch mehr auseinander, macht sie mißtrauisch und zu Feinden! Nur bei alten Leuten verstehe ich, dass sie Masken tragen.

Der Anblick von gestapelten Stühlen im Café, und sei es nur bei einem Bäckereistand im Supermarkt, ein Absperrband am Spielplatz, an der vorderen Bustür vom Linienbus… das alles ist NICHT NORMAL. Ausnahmezustand, dauerhaft. Manche reden sogar vom Einsatz des Militärs im Inland. LASST DAS. Wir haben keinen Krieg! Das alles wirkt abweisend, lebens- und menschenfeindlich.

In der Zeit der Corona-Krise fühle ich neben all den Enttäuschungen, dem Entsetzen, der Fassungslosigkeit auch eine große Müdigkeit. Nicht nur, weil ich nicht zu den Sportkursen des Hochschulsports kann, sondern auch, weil genau in dieser Zeit die Sinnlosigkeit des menschlichen Lebens so deutlich wird. Klingt pathetisch, ist aber wahr. Und langsam habe ich keinen Bock mehr auf das ganze. Die Haltung, die auch ein Herr Harkort vertritt, so wie ihn dieser Künstler geschaffen hat.

Herrn Harkort in Hombruch passt auch etwas nicht. Mir auch.

Es gibt staatliche Hilfen für Kleinstunternehmer*innen und Kulturschaffende, ja. Aber wird das ausreichen? Ein Inhaber eines Sportfachgeschäftes sagte mir, dass er schon nach 3 Wochen einen Umsatzeinbruch von 80% hätte, nur hätte er im Gegensatz zu den Gastronomen eben noch die Ware als Gegenwert. Zwei kleinere Fahrradhändler bangen um ihre Existenz. Das alles deutet auf eine Zukunft hin, in der niemand wirklich leben will.

Hätte ich doch nie Abitur gemacht.

Hätte ich nie ein Opernhaus oder Konzertsaal betreten.

Wäre ich in dem scheiß abgelegenen Kaff geblieben, wo ich aufwachsen hatte müssen, wäre ich dumm geblieben, dann könnte ich wie andere diesen ganzen Corona-Müll einfach hinnehmen, ohne ständig nachzudenken. Oder ich wäre so ein Technik-Gläubiger und Technik-Trottel geworden, der oder die jeden Tag alles über Covid-19 liest und zu wissen glaubt, obwohl es nicht wirklich was neues gibt (ich habe da meine Zweifel). Ich hasse diese Leute! Eigentlich gehören sie alle zwangsweise in regelmäßige Soziologie- und Psychologie-Vorlesungen gesteckt. BESCHÄFTIGT EUCH GEFÄLLIGST MIT DEN SOZIALEN FOLGEN, Ihr Technik-Deppen! Und hört auf, die Naturwissenschaft anzubeten! Mancher hat schon wohl heimlich einen Drosten-Altar zuhause, so wie früher die KatholikInnen v.a. im Mai zuhause sich einen Marienaltar aufgebaut hatten, was? Man kann das kitschig und dümmlich finden, aber: der Marienkult mag auch nerven, aber er nervt nicht so sehr wie der Kult um Drosten. Wobei ich glaube, dass er selbst nicht wie ein Heiliger verehrt werden will, weil er um seine Grenzen weiß und diese Star-Verehrung nicht nötig hat.

Verstehen Sie mich nicht falsch: ich hasse VerschwörungstheoretikerInnen genauso. Von mir wird NIEMAND ANGEBETET, weder die Medizin noch die Homöopathie. Weder Herr Drosten noch irgendein bedeutender Heilpraktiker/bedeutende Heilpraktikerin. Auch wenn ich es leider nicht erleben werde: ich wünsche all den Technik-Gläubigen, die Deppen, die nur auf diese verdammten Zahlen über Covid-19 ständig spekulieren, als ob sie Börsen-Geschäfte machen würden: einmal werdet Ihr aufwachen und merken, dass Euch eure elende Naturwissenschafts-Versessenheit nicht mehr hilft. Verdammt, warum spüre ich was, was mir fehlt? Was ist das? Ich werde mich doch nicht mit Gefühlen beschäftigen müssen? Was war das noch mal? Kann man das berechnen, in Zahlen ausdrücken? Aber neeeiiin, das ist so irrational! Zu blöd, dass der Mensch keine Maschine ist! Und selbst die Gscheiderln von der Schulmedizin kapieren langsam, zumindest langsam, dass der Geist, die Psyche so wichtig für die Heilung des Körpers ist. Es ist u.a. vom „broken-heart-syndrom“ die Rede (schnauf, Glück gehabt, es wird wieder wissenschaftlich!) Und das hat NICHTS mit Homöopathie oder Verschwörungstheorien zu tun.

Anderen helfen in der Corona-Zeit… hätte ich gern gemacht. Allerdings wollte ich umziehen, raus aus einer schimmligen Wohnung, um die sich der Vermieter seit Jahren einen Scheißdreck kümmert. Nach 5 Jahren habe ich den Kampf aufgegeben, erst seit einem Jahr etwa habe ich beim Mieterbund einen Rechtsanwalt gefunden, der sich wirklich für mich einsetzt. Aber die Hunde sind schon schlau, sie wissen genau, wie weit sie gehen dürfen, um ihrer unendlichen Gier nachzukommen. Nicht, dass Mietzahlungen zu verlangen grundsätzlich falsch oder schlecht wäre. Was mich wütend macht ist die Verantwortungslosigkeit, mit der dieser Vermieter auftritt: da wird gerade mal die Fassade schön gestrichen, aber innen sind die Wände ramponiert, die Treppenstufen ausgetreten, die Wohnungstüren so windig, dass man nur dagegen hauchen muss, damit sie aufgehen. Auch als selbstbewußter Mensch kann man sich in solch einem Haus nicht mehr sicher fühlen.

Gleich eins vorneweg: schaffen Sie sich nicht so viele Bücher und CDs an. Das ist mit ein Grund, weshalb ich an einem Tag nicht fertig wurde mit dem Transport meiner Sachen. Seit dem ca. 20. April bin ich mit dem geliehenen Lastenrad fast jeden Tag mindestens 1x hin- und hergefahren, um die alte Wohnung leer zu bekommen. Auf den Straßen der Nordstadt Dortmund immer wieder Menschen, hin und wieder fordert die Polizei, meist über Lautsprecher auf, dass sie sich nicht versammeln sollen. Rein rechtlich geboten, manche mögen vielleicht auch krumme Geschäfte im Sinn haben, aber: dennoch absurd. Denn der Mensch ist keine Wildkatze, die allein durch die Gegend streift!

Zur Einsamkeit, die aufgrund des Versammlungsverbotes noch schlimmer für mich ist, kommt noch der Ärger mit dem alten Vermieter hinzu, der nun die ganze Mai-Miete sehen will, weil ich über das Kündigungsdatum des 30. April hinaus die Wohnung noch nutze. Stimmt, es sind noch ein paar Sachen drin. Diese Mail war erst mal ein Schock. Aber ich werde niemals die ganze Mai-Miete zahlen! Jetzt haben sie es eilig, bei der Aufforderung, den Schimmel endlich zu entfernen, das war scheißegal!

Sicher habe ich es einerseits gut, weil ich mir die Wohnung mit niemandem teilen muss. Aber weil meine biologische Familie kaputt ist (nur kurz: meine Mutter tut das im Kleinen, was der Wahnsinnige und Kranke auf dem US-Präsidentenstuhl im großen macht – und nein, die ARD-Serie „Mord mit Aussicht“ ist NICHT LUSTIG), besteht mein Sozialleben nunmal aus der Gemeinschaft bei Sportkursen, bei gemeinsamen Stadtrundfahrten wie der Critical Mass, der Kidical Mass , der ADFC-Sternfahrt. Das ist alles abgesagt, das Sozialleben tot. Das tut unendlich weh. Und macht mich auch unendlich wütend.

Verstehen Sie mich nicht falsch: ich kann das Versammlungsverbot nachvollziehen, auch dass man sich nicht zu nahe kommen darf. Es ist und war beim Hochschulsport nicht üblich, sich großartig wie z. B. durch eine freundschaftliche Umarmung zu berühren. Aber sich überhaupt nicht treffen dürfen, das ist so bitter, macht mich einfach nur noch fertig. Beim letzten Parcours-Kurs, der mir so viel Spaß machte, weil man dafür kein Halbprofi sein muss, hatte ich noch domicil-Flyer (domicil: Jazzclub n Dortmund) verteilt, es sah so aus, als ob man sich neben dem Sport auch mal dort treffen und nett plaudern könne. Das ist jetzt alles tot und wird es bleiben. Ich glaube aus verschiedenen Gründen nicht an eine Zeit nach Corona. Unser Trainer, kein Angestellter des Hochschulsports, lebt von u.a. diesem Kurs. Ich hatte ihn kurz nach Ausbruch der Coronakrise gefragt, per Nachricht, wie es ihm ginge. Bis heute kam keine Antwort, aber ich befürchte nichts Gutes. Es ärgert mich auch sehr, nicht im Fitnesszentrum trainieren zu können. Ich will nicht zu einer zweiten Regina Halmich werden, aber die Fehler und die Faulheit und Dummheit einer Verwandtschaft vermeiden, die nach der Fressewelle der 1960er Jahre nicht mehr aufgehört hat, zu konsumieren und heute nur über Herz-Kreislaufkrankheiten und Adipositas jammert (und dabei ganz wichtig: dicke Männer sind noch okay, aber Frauen bitte gefälligst nur, wenn sie nachweisen können, auch Kinder produziert zu haben. Dann ist die Wampe gerechtfertigt).

Was heute der Sport ist, war zuerst der Chor. Jahrelang hatte ich immer in einem Chor gesungen, es hat mir auch immer wieder geholfen, mit psychischen Schwierigkeiten fertig zu werden. Gerne hätte ich, als ich vor 5 Jahren nach Dortmund gezogen war, das Singen weiter betrieben. Der zweite Chor, bei dem ich mich vorgestellt hatte, war mir sympathisch, ich hatte auch den Eindruck, dass ich eingeladen gewesen war. Leider wurde es ncihts, weil der Chor schon zu viele Altistinnen hatte. Die Absage konnte ich dem Leiter nicht übel nehmen, dennoch war es und ist es für mich ein herber Rückschlag. Ich komme mir oft vor wie Wolfgang Borcherts Titelfigur in „draußen vor der Tür.“ Und nun habe ich es satt, so satt, immer noch zeitweise Teil einer Gemeinschaft zu sein. Im Studierendenchor damals leider traurige, alltägliche Realität, weil mal wieder jemand sein Studium abgeschlossen oder abgebrochen hat.

Zu meiner großen Verwunderung lese ich immer wieder auf dortmund.de oder den RuhrNachrichten, dass Menschen während der Corona-krise geheiratet haben. Weil ab 27.4. im ÖPNV und Geschäften und in Ämtern Masken getragen werden müssen, gerät das Leben zu einem einzigen absurden Maskenball. Die Braut mit Mundschutz, die Gäste weit auseinander stehend, als ob sie miteinander nicht szu tun haben wollten. Mich ekeln diese Masken auch deshalb an, weil sie mich an ÄrztInnen, an alles Schlechte und Schmerzhafte, Ernste erinnern. Eine Maske IST NICHT HARMLOS, sie inst ein Warnsignal! Auch wenn es für eine Medizinerin oder Pfleger Alltag sein mag, so ein elendes Ding anzuziehen, für uns Zivilisten* IST ES DAS NICHT! Ich halte zwar nichts vom Heiraten, aber: Hochzeit in Coronazeiten abzuhalten, das ist so, als ob ein Fleischer/Fleischeirn oder Gemäsehändler-/in plötzlich nur noch aus Woalle gehäkelte Würste bzw. Gemüse statt echter Ware anbieten würde und eine Kundin oder Kunde ihm dann auch noch sagen würde: jaaa, ich rieche den Duft ihrer Papaya-Früchte oder ihrer Wurst! Ganz klar. Bei einer Hochzeit, in der es auf Nähe, auf Vertrauen, auf Zusammensein ankommt Maske tragen! Wäre es doch nur Theater statt Realität gewesen!

Anfang April musste ich auch Geburtstag haben. ein runder Geburtstag, den ich nicht erleben will. Am Tag selbst kommt kaum gute Laune auf, weil diese verdammten schweren Beine mich kaum loskommen lassen. Gern wäre ich zum Schloß Hülshoff ins Münsterland gefahren, aber dort ist sogar der Park geschlossen, was mich erbost. Dann lasst doch Euren Scheiß, dort brauche ich nicht mehr hin! Ich war schon einmal dort gewesen, um Ruhe nach einer schweren Enttäuschung zu finden. Nur für eine Minitour, vorbei an einem verlassenen Biergarten, hat es gereicht. Als Kind freut man sich noch darauf, älter zu werden. Ab einem gewissen Alter ist das aber nur noch ein Graus. Nein, mir braucht niemand mit Gegenreden kommen. Schaut Euch diese verdammte Gesellschaft doch an! die Jugend wird verehrt und alles, was über 30 oder gar 40 ist, wird verachtet. Erst recht, wenn man zu den Verdammten gehört, die erst nach dem Beruf das Abitur und Studium absolvieren hatten können. Die so froh waren, das geschafft zu haben, nur um dann erneut festzustellen: sie sind nicht erwünscht. Oder man ist schlichtweg zu alt für Freundschaften oder gar Partnerschaften, das ist schmerzlich, aber nachvollziehbar, dass es so ist. Und ja: ich bin wütend und verbittert, auf all diejenigen, allen voran meine Mutter und andere Ereignisse, die mir ein Abitur in früheren Lebensjahren verweigert haben!

Literaturtip von Soiologie-Professor Stephan Lessenich: Soziologie des Alterns. (juhuu, Wissenschaft! Wenn auch keine Naturwissenschaft, ich weiß).

Im ganzen Umzugschaos, der Erschöpfung und,dem ganzen Frust über die Corona-Krise hätte ich fast mein Abitur-Zeugnis weggeworfen. Heute tropfnaß aus,dem Abfall,gefischt. Mein BA,Zeugnis muss auch noch drin stecken, macht aber nix, die Papierabholung ist nicht in den nächsten Tagen.
Dieses Versehen spiegelt aber auch die Realität wieder: dass meine Abschlüsse nichts,wert sind. Jede Absage für ein im Beruf der Journalistin so notwendiges und,wichtiges Volontariat o.ä. wurde abgelehnt bisher. Danke für michts, LWL-Industriemuseum Zeche Hannover! Entschuldigung, dass ich nicht blond oder,dürr oder nicht jung genug gewesen war!!!
Ich hätte,den Job,gerne gemacht. Erst recht, weil ich einen BA-Abschluss in Kulturgeschichte habe. Aber das ist ja nichts wert. Wer keine 25 mehr ist, kann die Schrott-Arbeiten machen, damit diese verdammte Gesellschaft funktioniert.
Mein Brotjob ist momentan nicht so schlecht,wie frühere. Aber er erfüllt mich nicht und ich will damit nicht sterben. Ich,will mit Rundfunkjournalismus mein Geld verdienen, verdammt noch mal.
Wer mir jetzt widerspricht, dass ich mich,selbst nicht abwerten soll:-das tue ich nicht, das machen all,die Institutionen, die mir Absagen schicken und sich für jüngere entscheiden. Alte Menschen, dazu gehören,auch Menschen über 30 oder ab,40 Jahren, sollen gefälligst die Schnauze halten und die Drecksarbeiten,erledigen. In unserer Gesellschaft herrscht ein Jugendwahn. Da nützt das beste Selbstbewusstsein nichts.

Wer mir,widerspricht, ich,solle mich nicht abwerten, der oder die soll mir mal flugs einen anständigen Volontariatsplatz besorgen. Und zwar nicht bei einem scheiß Anzeigenblatt oder Privatsender. Sondern bei einer anständigen Institution, die anständig bezahlt wie der WDR.

Weil das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht passieren wird, weil ich zu alt -siehe der Wortlaut absurder Stellenanzeigen – bin und mein Arsch nicht blond und nicht,schlank genug ist (die Entscheider bei Personalfragen sind zu oft Männer), plädiere ich sehr für den Abgang,der gesamten Menschheit. Die Corona-Krise bietet die Möglichkei ,dazu. Irgendwann ist meine Geduld zu Ende. Denn ich nicht nicht so dumm, bis zum St. Nimmerleinstag zu warten.
Eine, sie mich damals aus,dem Campusradio Jena mit rausgeworfen hat, macht jetzt Volo bei Deutschlandfunk Kultur . Ich wünsche ihr von Herzen,eine immer offene Büchse der Pandora. Meine Bewerbung nur für ein Praktikum war nichts wert gewesen. Aber dann in ein paar Jahren jammern, dass die sogenannte Arbeiterschicht nicht bei den Journalisten* vertreten ist! IHR WIDERT MICH mit eurer akademischen Verlogenheit SO AN!!!

Beim WDR gibt es das Programm „Grenzenlos“, das Migrant-/innen ermöglichen soll, für den WDR zu arbeiten. Das ist richtig so und wichtig, denn es sollen diejenigen Medien gestalten, die auch hier leben. Dieses Land Deutschland besteht nunmal nicht nur aus weißgesichtigen, blau- und grünäugigen Menschen. Jeder Sender, jedes Medium, erst recht die öffentlich-rechtlichen, sollen, MÜSSEN solch auch ein Programm für Berufseinsteiger meiner Altersgruppe, ab 30 bis in die 40er Lebensjahre hinein auflegen! Und keine Ausreden, von wegen, man habe kein Geld dafür! Wofür werden Rundfunkgebühren bezahlt? Und dann ist die Kamera oder das Aufnahmegerät, das man benutzt, eben mal 2 Jahre alt! Klar, nach dem Tonband sehne ich mich auch nicht zurück. Ich wäre froh, mir ein gebrauchtes leisten zu können, was auch wirklich was taugt!

Ich lasse nun auch mein bisheriges Leben passieren und mir fällt viel auf, was nicht geklappt hat, was grundsätzlich falsch läuft. Die ganzen miesen Täterinnen und Täter, die mich gemobbt haben und die feigen, dummen Lehrer-/innen, deren verdammte Aufgabe es gewesen wäre, diese Täter zu bestrafen! Wenn die Corona-Krise überhaupt irgendeinen Nutzen, eine gute Folge haben soll, dann die: endlich eine Gesetzgebung, die ohne jede Verjährung alle, wirklich alle Mobbing-Taten und Sexualstraftaten ahndet! doch dafür müsste erst die CDU verboten werden, diese Partei verhinderte regelmäßig gerechtere Gesetze für die Opfer jeder Gewalt. Ich hasse die Täter-/innen bist heute. Und es ist ein Skandal, dass Menschen, die andere nachhaltig so verletzen, nicht lebenslang im Gefängnis sitzen müssen. Und doch, man sieht diese Verletzungen, auch wenn sie nicht auf der Haut oder in den Organen zu sehen sind, Ihr Pfeifen! Kein Friede mit den Täter-/innen, niemals! Ohne Sühne, ohne Bestrafung kein Friede, keine Ruhe für die Opfer!

Zum Vergleich: Kaugummidiebe* und Schwarzfahrer* werden hart bestraft, während Mobber weiterhin ihre tödlichen Straftaten verüben. Nur wenn sich dann jemand umbringt, dann geht wieder das allgemeine Gejammer los. Hört mir doch auf mit der Heuchelei! Schafft Gesetze, die diese Hunde bestrafen!!!

In dieser Gesellschaft will ich NICHT alt werden. Dann lieber vorher sterben, als von einer meist weiblichen, schlecht bezahlten, wenig gebildeten und immer grantigen Altenpflegerin rumgeschoben, gewaschen und im schlimmsten Falle wie ein Kind gefüttert werden müssen. Von den ersten Verfallserscheinungen, die schon mit Mitte 30 auftreten können (schwere Beine morgens, weil die verdammten Venenklappen nicht mehr so funktionieren, wie sie sollten) ganz zu schweigen. Nein, lassen wir es. So wichtig sind wir Menschen nicht.

Woooow, jetzt geht wieder die Beratungs-/Selbstbewusstsein-Stärken und blabla-Maschinerie los. Nein danke, hatte ich schon. Hören Sie auf, von den Opfern zu fordern, dass sie sich beraten lassen sollen! Bestrafen sie die Täter-/innen, die haben das bitter nötig! Ganz gleich, wie lange diese Taten schon zurück liegen, sie müssen geahndet werden! Stellen Sie Forderungen an die Täter-/innen, nicht an die Opfer! Die haben schon genug gelitten!

„Da müssen wir jetzt durch.“ Nein, müssen wir nicht. Ich glaube nicht mehr daran, dass manches nach der Coronakrise besser wird, dass z. B. dieser Wahnsinn der forderung nach immer mehr Wachstum endlich aufhört, dass die Politik sich endlich auf eine lebenswerte Zukunft einrichtet und den Klimawandel wirklich aktiv bekämpft. Dass dieser Autowahn im deutschen Straßenverkehr, der so vielen Menschen, nicht nur Radfahrenden, täglich Kraft, zuviel Nerven, zuviel Zeit und das Leben kostet, aufhört. Dafür müsste man die CDU als zukunftsfeindliche Partei verbieten. Das wird aber kein BVG durchgehen lassen. Allen voran unser „toller Wirtschaftsminister, der von mir meistgehaßte Politiker, der auch schon über Fridays for Future schimpfte, als ob da ein paar Teenager für billigere Pullis statt für ihre Zukunft protestieren wollten, ist ein Hauptverantwortlicher für die zukunftsfeindliche Politik in diesem Land.

Vielleicht bekommen manche Menschen jetzt mehr Geld, weil man den Wert ihrer Arbeit als Pflegekraft, Rettungsassistentin, Verkäuferin etc. endlich erkennt. Vielleicht. Ich habe meine Zweifel daran.

„Da müssen wir jetzt durch.“ Nein, müssen wir nicht. Von dem ganzen Elend der möglichen Partnerschaft, dem ewigen, sinnlosen Bangen und Hoffen will ich gar nicht reden. Nur so viel: wer sich bald 20 Jahre nicht für eine Frau interessiert, der soll einfach nur noch das Maul halten und mit Freundschaft sich zufrieden geben. Nach einer schweren Enttäuschung, die mir fast das Leben gekostet hätte (wooow, ja ich weiß, jetzt wird es wieder kitschig und so ganz schlimm unwissenschaftlich für die Technik-Verliebten, tut mir nicht leid für Euch Unverständigen), der Beobachtung der Gesellschaft und den Büchern der Soziologin Eva Illouz („Liebe im Kapitalismus“) habe ich es aufgegeben, in diesem Leben wirklcih noch Liebe zu finden. Von all den armen Schluckern, Trotteln und auch Psychopathen, die meinten, mich emotional (nicht finanziell) ausnutzen zu können, gar nicht zu reden. Die in einer Frau nur ihr Dummchen, das si in ihrer Unselbständigkeit bekocht, ihre Hure und Sozialarbeiterin ist, weil sie selbst unwillens oder unfähig sind, sich slebst um die eigenen Probleme zu kümmern. Lasst es einfach. Lassen wir es einfach. die Corona-Krise gibt uns die Chance dazu, endlich mit der menschlichen Existenz Schluss zu machen. Und zwar alle. Noch einmal umziehen (das habe ich gerade gemacht), noch einmal zur Arbeit gehen, noch einmal Freunde anrufen, noch einmal Radfahren, Musik hören… und dann geordnet alles menschliche Tun und Leben beenden. Die Radiosender stellen nach und nach ihren Betrieb ein, das Programm von DLF Kultur, was ich ein- oder zweimal während der Coronakrise gehört hatte, war grauenhaft gewesen. Kein Wunder, ohne Theater- oder Konzertaufführungen gibt es auch ncihts zu berichten. Irgendwann sind auch die Streaming-Tips nur kalter Kaffee.

Diejenigen, die nicht technikgläubig sind, können sich dann über zoom oder andere Konferenzplattformen dann bis zum Ableben aus den Büchern von Eva Illouz vorlesen, oder aus Albert Camus`“Die Pest.“ Weitere Literatur: Margarete Stokowskis „Untenrum frei“ für alle, die immer noch nicht wahrhaben wollen, dass Sexismus verboten und bestraft gehört.

Wer diese Verweigerungshaltung gegenüber der angeblich bevorstehenden Zukunft nach der Coronakrise nicht nachvollziehen kann oder will, dem empfehle ich dringend „Bartleby the Scrivener“von Herman Melville. Auch das eignet sich zum gegenseitigen Vorlesen.

Und ganz wichtig: der Soundtrack zum Abgang der Menschheit. Nur um die Kunst ist es schade, wenn der Mensch nicht mehr ist. Denn die Tiere können weder Kunst erschaffen noch deren Wert und Inhalt begreifen. Die Playlist zum Abgang der Menschheit:

  • Oscar Petersons Version von „summertime“
  • erst recht wegen enttäuschter Liebe: „Back tu black“ von Amy Winehouse
  • Weil ich nicht mehr kämpfen mag und kann: „Kapitulation“ von Tocotronic
  • Und wer es lieber „klassisch“ mag: Richard Strauss „Tod und Verendung“ (die negative Version seiner Komposition „Tod und Verklärung“, denn es gibt hier nichts zu verklären) oder die Bach-Kantate „ich habe genug“
  • und kurz vor Schluss, da darf es ruhig auch noch mal rührselig werden: der „Abendsegen“ aus der Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperndinck.

Wenn endlich Schluß ist mit allem menschlichen Leben, dann muss ich und alle anderen Opfer auch nicht mehr über die Mobber, über schlampige, verantwortungslose Vermieter, Idioten* im Straßenverkehr, über Psychopathen, die frei herumlaufen dürfen, ärgern. auch nicht über die widerlichen Trottel, die mich anmachen wollen und oftmals meine gerade andauernden schwachen Momente ausnutzen wollen (kein Mensch ist ständig 24 Stunden psychisch total stark und wehrhaft!) Keine Schmerzen mehr, auch nicht wegen Einsamkeit. Und vielleicht gibt es wie in Astrid Lindgrens „die Brüder Löwenherz“ eine zweite Welt, in der man die wenigen Menschen, die einen wirklich geliebt haben, die aber gewaltsam aus diesem Leben gerissen wurden und man wieder nur den Arschlöchern ausgesetzt war (Familie) wieder treffen kann. Von der christlichen Scheiße will ich gar nichts wissen, mit dem Müll musste ich aufwachsen. Ich wäre schon zufrieden, wie Demeter in den Hades hinabgehen zu dürfen, um Verstorbene treffen zu können und ihnen das sagen zu können, was im Leben nicht möglich gewesen war zu sagen.

Menschen sind nicht fähig, friedlich zusammen zu leben. Das zeigen die zahlreichen Konflikte im Nahen Osten, das Sterben auf dem Mittelmeer, bei dem zu viele europäische Regierungen nur zusehen. Das zeigte nicht nur meine Familie jeden Tag deutlich, deshalb bin ich auch mit 19 Jahren ausgezogen. Die Corona-Krise hat alle sozialen Verwerfungen und Probleme wie häusliche Gewalt, Gewalt gegen Flüchtlinge und Einsamkeit noch verschärft. Ich habe Kulturgeschichte und Soziologie studiert und abgeschlossen, mich immer wieder selbst reflektiert, um diese Gesellschaft zu begreifen und besser zurecht zu kommen. Aber es geht nicht weiter jetzt. In einer Stadt und Gesellschaft ohne den Jazzcoub domicil, ohne Sportkurs oder Chor will ich nicht leben. Nicht ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Warum also weiter sinnlos dahin vegitieren? Ich habe keine Hoffnung mehr. Deshalb SCHLUSS JETZT. Mit der gesamten Menschheit. Ohne metaphysisch sein zu wollen: die Coronakrise könnte ein Zeichen dafür sein, genau das zu tun. Denn die Erde braucht keine Menschen.

Städte- (und Fußball)diplomatie ;-)

Seitdem ich in Dortmund wohne, habe ich das Lastenradfahren kennenlernen können. In der alten Heimat fuhr ich mit Hänger, Kupplung am Oberrohr, aber damit hatte ich leider viel Unheil und einmal auch Schiffbruch erlebt. Ein Idiot unter den Getränkehändlern hatte mich sogar mal beleidigen müssen, weil die Deichsel gebrochen gewesen war (er hat später seine gerechte Strafe bekommen gehabt). Seitdem ich den „Roten Rudolf“ von VeloCityRuhr gefahren bin, will ich nichts anderes als ein Lastenrad mehr, um Getränkekästen, Altpapier oder einfach Taschen mit Sportsachen oder Schreibmaterial sicher transportieren zu können. Das ist nämlich der entscheidende Punkt: die Sicherheit beim Transport. Kein Gewackel mehr, kein Ausscheren, keine kaputtgehende Deichsel mehr. Auch wenn jedes Lastenrad einen größeren Wendekreis hat, hat man als Fahrerin die Ladung immer im Blick. Auch eine offen gelassene Tasche, wenn sie denn nicht bis zum Rand bepackt ist, kippt nicht unbedingt auf der Ladefläche um und man ärgert sich nicht, dass man (fast) was verloren hat. Allerdings ist ein Lastenrad, soll es ein gutes und passendes Modell sein, genauso unbezahlbar für mich wie ein Anhänger für das Rad.

In der Vergangenheit konnte ich schon mehrere Lastenräder testen. Das gemächliche „Bakfiets“, das eher was für eine Parade als für ein Rennen ist (der ULF vom ADFC Unna) , das Bullitt von Punta Velo aus Essen, das sowas wie der Platzhirsch im Ruhrgebiet geworden ist: viele fahren dieses Modell, das sieht es vor allem bei den zahlreichen Critical Mass-Touren in den verschiedenen Städten. Vorteil: wendig, nicht so schwer wie die holländischen Modelle. Auch eine Radkutsche durfte ich kurzzeitig mal ausprobieren, sie gehört dem ADFC Neuss. Etwas schwerfälliger als das Bullitt, aber mit niederem Durchstieg – nicht nur eine Erleichterung, wenn frau mal Rock trägt. Und doch flotter als der ULF, das Bakfiets Rad (Fahrbericht hier).

Alle Modelle gibt es auch mit E-Motor, nur macht der das Rad natürlich teurer und schwerer. So schön wie z. B. der ULF in der Ebene dahingleitet, so wünschte man sich bei den zahlreichen Anstiegen in und um Unna schon die Unterstützung durch die elektrischen Pferde, die die Fahrerin oder Fahrer unterstützen würden. In den Niederlanden stört es nicht, dass ein Lastenrad einen massiven Rahmen und Gewicht hat. In hügeligem Gelände ist das Fahren damit eine Herausforderung. Vorteil: den ULF bringt so schnell nichts aus der Ruhe und aus der Spur… eilig haben darf man es mit ihm aber nicht.

Beim Lastenradrennen dieses Jahres fand auch wieder das E-Bike-Festival in Dortmund statt. Erstmals konnte ich ein Riese-und-Müller-Lastenrad probefahren. Wow, ging das ab! Ich wollte es nicht mehr hergeben… Knackpunkt ist aber auch hier der Preis: 5000€ Minimum, je nach Ausstattung. R+M ist der Mercedes unter den Rädern, schon immer. Aber eben sehr verlässlich. Im Jahr 2003 hatte ich mir ein Faltrad leisten können, es wurde ein rotes Birdy, das ich immer noch fahre, wenn es auch hier und da manchmal zickt, wenn es wieder auseinander gefalten wurde, will der hintere Mechanismus nicht richtig einrasten, braucht einige Zeit, bis man wieder normal fahren kann.

Ein Bekannter der CM Bottrop hatte Mitte Oktober einen Artikel auf Facebook genannt, in dem von dem neuen Lastenrad, das die Stadtentwicklungsgesellschaft (= SEG) Gelsenkirchen nun ausleihen würde, berichtet wurde. Auch wenn es auf dem Artikel-Bild nicht zu sehen gewesen war, hatte ich die Marke gleich erkannt. Es war MEIN TRAUMMODELL, ein Riese und Müller Packster 60! Das musste ich unbedingt fahren!

Riese und Müller-Familie: das Modell Packster 60 und das Birdy red. Lastenrad und Faltrad gehören zusammen. Fotos: A. Steger

Den ersten Tag der Abholung von GErda, wie das Lastenrad von Gelsenkirchen-Ückendorf heißt, habe ich in einem Brief an einen ADFC-Kollegen beschrieben. Zuerst war es schwierig, das richtige Haus zu finden, weil die SEG dort offensichtlich frisch eingezogen ist und an der Hauswand, vollgestellt mit Gerüst, keine Hausnummer zu sehen gewesen war. Die BoGeStra hatte mir doch keinen Unsinn erzählt, dass ich an der Haltestelle „Stephanstraße“ aussteigen sollte? Nein, es war schon richtig. Nur: in diesem Teil der Stadt war ich selbst mit der Critical Mass Gelesenkirchen noch nicht gewesen. Etwas verwundert war ich, dass ich außer meinem Ausweis (so üblich) auch noch mal meine Telefonnummer angeben sollte. Eigentlich steht alles im Ausleihsystem drin. Aber gut, viellelicht ist man mit den Modalitäten noch nicht so vertraut. Da ist also Geduld bei der Ausleiherin gefragt.

Mit der GErda entlang der Kray-Wanner-Bahn und der Erzbahntrasse. Fotos: A. Steger

Was für eine Freude, mit diesem Rad zu fahren! Wenn es bergauf geht oder man eine Anstrengung merkt, helfen die elektrischen Pferde nach und schieben an. Eine große Erleichterung.

Nun die erste Begegnung und Fahrt, geschildert in dem Brief an den ADFC-Kollegen:

[…] Hilfsbereite Anwohner, darunter ein Kioskbesitzer gaben mir aber bereitwillig Auskunft. Die Bochumer Straße an dieser Stelle in Gelsenkirchen ist schon krass: viele Läden stehen leer oder die Häuser sind heruntergekommen. In der Dortmunder Nordstadt, wo ich wohne, gibt es ähnlich aussehende Straßenzüge, auch in anderen Teilen der Stadt.

Ich wollte die Route messen, wie lange ich mit Pause brauchen würde. In Bochum wollte ich was zu essen kaufen, doch interessanterweise traf ich erst auf vegetarische Imbißbuden, dann nervte mich eine gar nicht schlampig aussehende Bettlerin. Ich hatte sehr Hunger, es war 15 Uhr und ich hatte noch kein Mittagessen o.ä. gehabt. Auf gut Glück fuhr ich in die Herner Straße… die Frikadellen bei Dönnighaus sind eindeutig versalzen, wie ich feststellen musste, aber ich traf eine Bekannte aus der Dortmunder Nordstadt mit ihrem hellblauen Brompton. Wir fuhren gemeinsam Richtung Dortmund, es war nett, wenn für meinen müden Kopf auch anstrengend, weil sie soviel redete. Und sie heizte ein! Ich staunte nicht schlecht, wie sie mit den kleinen 16-Zoll-Rädchen ihres Bromptons mit mir oben auf war, während ich mithilfe der elektrischen Pferde 25, mal 22 Sachen drauf hatte. Leider vergaß ich immer wieder, komoot wieder zu aktivieren, das war schade, so war es ein verkorkster Streckenverlauf. Aber was soll ich mich beschweren, hatte ich doch so eine nette Begegnung gehabt.

Westpark Bochum: das Ende, bzw. der Anfang der Erzbahntrasse.
Westpark Bochum: das Ende, bzw. der Anfang der Erzbahntrasse.

Auf halben Weg in der Borussiastraße lernte ich durch St. den Laden „Rudat“ kennen, dort kann man, wie die Werbung verheißt, „Biere aus aller Welt“ kaufen. Kaum war ich drin, traute ich meinen Augen nicht: es gab dort Bier aus der Fränkischen Schweiz! Ich spürte fast Sehnsucht, denn in Breitenlesau war ich bei meiner eigenen Radtour vorbei gefahren. Fast jedes Dorf dort hat seine Brauerei. In Gelsenkirchen hatte ich auch eine „Trinkhalle“, ähnlich der in der Herner Straße in Bochum, gesehen, die Bier der Brauerei Meister aus Untermerzbach hatte. Wahnsinn. Ist übrigens bezahlbar, 85 Ct habe ich für eine Flasche Krug-Bräu heute bezahlt.

Als wir uns in der Innenstadt am Friedensplatz verabschiedet hatten, musste ich mich erst mal hinsetzen, um runter zu kommen. Ist eben auch anstrengend, meine Pause in Bochum war auch zu kurz gewesen.  Glücklicherweise stellte mir ein Bekannter eine sichere Unterstellmöglichkeit zur Verfügung.

Morgen fahre ich wieder damit, möglicherweise bin ich auch bei der CM Bochum dabei. Heimfahren mit der freundlcihen Unterstützung von elektrischen Pferden machen eine weniger anstrengende Hin- und Rückfahrt möglich. Ich hoffe, dass ich mein altes Stadtrad flott kriege, ich hatte den Sattel abgemacht, weil beim schwarzen Lastenrad Bullitt von Euch Essenern, bzw. von  dem einen VCR-Mensch, ich für die Nutzungsdauer den Sattel austauschen hatte müssen. Seitdem habe ich leider meinen Sattel nicht mehr auf das Stadtrad gemacht. Es soll in der Garage meines Bekannten stehen, wenn ich mit dem lastenrad Gerda unterwegs bin, damit ich immer mobil bin.

Gute Nacht, immer gute Fahrt und freundliche Fahrradgrüße,

Radweg Kray-Wanner-Bahn bei Gelsenkirchen Richtung Bochum.
Radweg Kray-Wanner-Bahn bei Gelsenkirchen Richtung Bochum.

Allerdings wurde es nichts mit der alten Stadtgurke als Zubringer-Rad: ich hatte übersehen, dass ein Stück fehlte, das Gegenstück von unten, um den Sattel festzumachen. Das nervte gewaltig. Ich finde diese Schraube nicht mehr. Auch ein Fahrradhändler in der Nähe hatte mir nicht helfen können, offensichtlich handelt es sich um ein altes Modell mit alten Maßen. Kommt mir seltsam vor, aber so ist es wohl… als Laie schraubt man auch nicht jeden Tag einen Sattel auf ein Sattelrohr, es fehlt die Übung. Seufzend und genervt steht das elende Ding nun ohne Sattel in der fremden Garage, ich nahm ein anderes Rad als Zubringer zum Standort des Lastenrades GErda. Einmal nahm ich auch ein Leihrad von nextbike, glücklicherweise gibt es jetzt auch in der Nordstadt Standorte, mit den dringend neuen, benötigten Rädern.

Am Freitag fuhr ich dann mit Karacho nach Bochum, leider durch die Arbeit und auch Rest-Erschöpfung vom Vortag war die Eile geboten. Unterwegs fuhr plötzlich ein Handwerker-Auto auf den Radweg, genau vor der Ampel. Ich protestierte. Der Fahrer stieg aus und meinte, dass ich ihm helfen müsse. Hm? Ich bin doch keine Automechanikerin! Er hatte plötzlcih eine Spraydose in der Hand und bat mich, das Spray hier in den Motor in dieses Rohr da zu sprühen, während er den Motor anließ. Ich las „Bremsenreiniger.“ Na wird schon stimmen…. der Motor heulte laut auf, rauchte und stank. Da stimmte was nicht, das merkt man auch als Laie. Soll mir aber egal sein, mir gehört die Kiste nicht. Der Herr war zufrieden, bedankte sich und ich konnte weiter fahren. Er hatte schon gemerkt, dass ich es eilig hatte… später, als ich den Castroper Hellweg (Routenvorschlag von komoot) bergab fuhr, klingelte plötzlich das Telefon. Warum gerade jetzt??? Rückruf eines Möbelhandels, man hätte die Marke samt Ersatzteil für meinen Elektroherd gefunden, man brauche nur noch den Kaufbeleg. Ob den mein Vormieterden noch hat, wird sich zeigen. Ich wäre froh, den Backofen wieder normal nutzen zu können, erst recht in der kalten Jahreszeit. Alles passierte innerhalb der 45 Fahrminuten bis nach Bochum zum Rathaus, dem Treffpunkt der CM. Da muss man schon einen klaren Kopf behalten, damit im Straßenverkehr nichts passiert… seufz.

Fast 20 Kilometer ging die Critical Mass durch Bochum. Schön, wenn man mit Gleichgesinnten fahren und nett plaudern kann. Einmal hatte ich auch gekorkt, das Lastenrad bietet sich dafür gut an. Eine Mitfahrerin meinte zu mir: „hoffentlich reicht der Akku.“ Ja, er reichte bis ca. 1,5 km vor der Garage 😉 Nur eins hatte ich nicht bedacht: die Lichtanlage speist sich auch nur aus dem Akkumulator…ähem…

GErda und ich bei der CM Bochum am 26.10.2019

Schon spannend, welche Kommentare manchmal kommen… ein Bullitt-Fahrer meinte, dass ihm der Rahmen des Riese und Müller-Lastenrades Packster 60 überhaupt nicht gefalle. Das Zwischenrohr unten „könne man gleich ganz lassen.“ Ich entgegnete, dass ich genau das gern habe, weil der Einstieg nicht so hoch wie beim Bullitt ist. Außerdem hätten die Ingenieur*e von r+m was dagegen…. Samstag abend wunderte ich mich über ein Bullitt, das einen Rennlenker bekommen hatte und mit dem jemand Bahnradfahren betrieb. Das wirkt schon seltsam bei einem Lastenrad, genauso wie dicke Packtaschen und Gepäckträger am Rennrad. Eigentlich haben beide Räder andere Einsatzzwecke. Aber wenn diejenigen sich damit wohl fühlen, sollen sie solche Räder fahren.

Am Ende war die Anstrengung doch auch zu spüren, wenn auch nicht so stark wie nach der Fahrt mit Lastenrädern ohne Motor. Um 1 Uhr zuhause, die Taschen abladen, das Lastenrad sicher in der Garage abstellen… erst um 3 Uhr konnte ich wirklich schlafen gehen. Dennoch schlief ich erstaunlich gut, trotz der späten Zeit.

Auf zum Container in der Stadt und Getränkemarkt nach Dortmund-Oespel!

Samstag war trotz müder Beine Arbeitstag für GErda und mich. Altpapier wegfahren, weil die Tonne im Hof mal wieder (auch dank zweier Einzüge) überquillt, Altglas und Leergut wegbringen. Viel Arbeit, die aber dank Elektromotor besser zu erledigen war.

GErda und ich sind gute Freundinnen geworden. Am Mittwoch hatte ich mich noch über die Untätigkeit und Gleichgültigkeit des Technikers in der Redaktion geärgert. Die Kommunikation mit den eigenen Artgenossen* ist oft schwieriger als mit jedem Tier. Ich hatte nur unruhig geschlafen gehabt. So ging es am Donnerstag, den Abholtag von GErda zunächst nur mit Ärger weiter, weil ich gerädert und frustriert aufgewacht war.
Allerdings, die Kommunikation mit der GErda (fränkisch: Gerdda“) aus der “verbotenen Stadt verlief reibungslos. Schon nach den ersten paar Minuten haben wir uns,super verstanden. Ihr ist Fußball so wurscht wie mir.
Wir sind gerne miteinander unterwegs. Am Samstag den 26.10. spielte der FC Schalke 04 gegen den BVB, also Herne West gegen Lüdenscheid. Weil sie sich doch ihrer STadt verbunden fühlt, habe ich ihr eines meiner blauen Tücher umgebunden. Als Diplomatin hat man schließlich fast alle Farben bei Tüchern und Schals vorrätig 😀 Ich selbst trug eine schwarze Weste und ein gelbes Shirt, zu Gelb passen auch modetechnisch nur wenige Farben.

Der Weg zu diesem besonderen Getränkemarkt, den ich am Donnerstag durch St. schon kennengelernt hatte, ist rund 10 Kilometer entfernt, also ist es ein Stück zu fahren. Leider gibt es dann immer wieder Hindernisse wie diese Drängelgitter. Zwischen manchen kommt man noch durch, bei manchen auch nicht. Mit dem Trekkingrad braucht man sich keine Gedanken machen, deshalb war es mit dem Lastenrad an manchen Stellen eine böse Überraschung. Später fand ich bei dem einen Nebenweg, den ich bisher in der Nähe Dorstfelder Allee nicht genutzt hatte, eine freie Durchfahrt auf der einen Seite. Ein Umweg Richtungder Technischen Universität Dortmund, die ich passierte, war des trotzdem gewesen. Der kürzeste Weg geht an der DASA vorbei, doch wer über die A40 radeln will, muss wieder Drängelgitter entlang des Friedrich-Henkel-Wegs passieren. Mit dem Lastenrad ist das unmöglich. Also muss man den Umweg entlang der Dorstfelder Allee nehmen und am Kreisel rechts in die Emil-Figge-Straße einbiegen.

Fast kein Durchkommen entlang der Straße Twerskuhle. Foto: A. Steger
Fast kein Durchkommen entlang der Straße Twerskuhle.

Am Getränkemarkt angekommen. Hier und da gibt es neugierige Blicke, was da auf dem ‚Autoparkplatz‘ steht 😉

Auch ein Fahrzeug – und WAS FÜR EINS!
Erfolgreich eingekauft, sicher transportiert… mit einer Spezialität aus der alten Heimat.
Durch Dortmund-Oespel... hier und da versucht man den historischen Ortskern zu erhalten. Foto: A. Steger
Durch Dortmund-Oespel… hier und da versucht man den historischen Ortskern zu erhalten.

Wie praktisch, dass ein paar Meter weiter ein Altglascontainer gewesen war… 😉

Neben den Drängelgittern gibt es ein weiteres Problem, das jede und jeden Radler-/in nervt, auch ohne Lastenrad: die Parkmöglichkeiten. Deutschland ist ein Entwicklungsland in Sachen Rad-Infrastruktur. Jeder Mensch, erst recht die Führungspersonen in Wirtschaft und Politik benutzen High-Tech-Geräte für ihre Kommunikation und für ihre Blechkisten. Aber die Radwege und Gesetze sind so historisch wie die Pferdekutsche. Hm, warum fährt dann kein Politiker mit dem Ochsengespann vor, wenn sie oder er selbst so ein Mobilitäts-Hornochse ist?

An dieser Stelle: Parken ist Pest und Cholera zugleich. Wie ich es auch mache, ist es falsch: entweder ich blockiere den Fußweg wie auf dem Bild oder mehrere Abstellplätze für Räder. Anpfiff gab es keinen, ein gutes Gefühl hatte ich nicht. Und mit dem Schweben über allen Dingen hat es wegen mangelnder Zauberkräfte nicht geklappt.

Parken am Supermarkt in der Kaiserstraße. Nebenan läuft noch ein benutzungspflichtiger Radweg.
Der benutzungspflichtige Radweg in der Kaiserstraße 'Dortmund auf der Höhe des Supermarktes mit Stellplätzen für die Kunden*fahrräder.
Der benutzungspflichtige Radweg entlang der Kaiserstraße Dortmund.

Am Sonntag konnte es für GErda und mich ruhiger angehen. Wir fuhren eine Runde um den Campus Nord der TU Dortmund, bevor ich zum Fitnesstraining ging.

Sonntagsrunde. Weg bei Stockumer Straße.
Sonntagsrunde. Weg bei Stockumer Straße.
Durch die Felder…

Unterwegs in einer Nebenstraße an der Ampel: ich halte an, weil diese Rot zeigt. Hinter mir höre ich die Ankunft eines Autos. die Ampel springt auf Grün, ich fahre los. Plötzlich hinter mir „hey, hey hey!“ – Da war wohl jemand überrascht, wie schnell ein Fahrrad abziehen kann. Hehe. 😀

In der Abendsonne.
In der Abendsonne
Alte und neue Mobilität.
Auf dem Campus Nord der TU Dortmund: die Zahnräder. Näheres ist auf der Tafel nachzulesen.
Auf dem Campus Nord der TU Dortmund: die Zahnräder. Näheres ist auf der Tafel nachzulesen.
Aussicht auf Dortmund entlang der B1 / A40. Das Rauschen des Autoverkehrs ist überall zu hören.
Aussicht auf Dortmund entlang der B1 / A40. Das Rauschen des Autoverkehrs ist überall zu hören.
Auf dieser Strecke bin ich auch einem leibhaftigen Pferd begegnet und unfreiwillig durch deren Kot gefahren.
Auf dieser Strecke bin ich auch einem leibhaftigen Pferd begegnet und unfreiwillig durch deren Kot gefahren.

Wer sich unter den motorisierten Verkehrsteilnehmer*n oder auch Fußgänger*n beschwert: es ist die Wegbeschaffenheit bzw. die schlechte Baustellengestaltung, die uns Radfahrenden zwingt, auszuweichen. Die Lange Straße musste ich öfter passieren, die Baustelle zwingt mich, dass ich links auf dem Gehweg vorbei muss. Auch wenn der Fußweg an dieser Stelle meistens breit genug ist, macht es mir Unbehagen, dort mit dem Rad oder Lastenrad ein Stück auf der linken Seite vorbei zu müssen. Ganz uncool, Stadt Dortmund! Ebenso ist es an der Rheinischen Straße (Bild), Abzweig vom Wall (=Innenstadtring). Die Fahrbahn für geradeaus fahrende Radler ist gesperrt. Seltsam. Sollen die sich jetzt in Luft auflösen? Die Orientierung an den Fußgänger*ampeln ist wohl das Beste: Wenn dort grün ist, kann man selbst auch fahren.

Baustellenchaos am Wall, nahe dem Dortmunder U, Einbiegung Rheinische Straße.
Baustellenchaos am Wall, nahe dem Dortmunder U, Einbiegung Rheinische Straße.

Auch so eine Straße, auf der man nicht gern fährt, aber oft genug muss, weil es keine Alternative gibt. Wer sich aufregt, warum ich oft zwischen den Schienen radel, dem und der sei gesagt: ich lasse mich so ungern von plötzlich öffnenden Autotüren von parkenden Autos vom Rad stoßen. Das nennt man dann „Dooring-Unfall.“ Wäre der Parkraum rechts weg und stattdessen ein Radweg, wäre die Situation soviel entspannter. Aber Deutschland ist nunmal Entwicklungsland in Sachen Verkehrsinfrastruktur.

Schienen und Enge durch zuviele Parkplätze sorgen für eine unsichere Fahrt mit dem Rad. Straße Oestermärsch in Dortmund.
Schienen und Enge durch zuviele Parkplätze sorgen für eine unsichere Fahrt mit dem Rad. Straße Oestermärsch in Dortmund.

GErda in der Hallerey, einem Naturschutzgebiet nahe Dortmund-Wischlingen.

Bei Herne traf ich auf außergewöhnliche Kunstwerke. Sah aus, als ob die Überwachung unserer Gesellschaft kritisiert werden sollte… interessant sieht es aus!

Außergewöhnliche Kunstwerke bei Herne. Kennt das jemand? Von welchem/-r Künstler/in stammt das?
Außergewöhnliche Kunstwerke bei Herne. Kennt das jemand? Von welchem/-r Künstler/in stammt das?

Kurz danach traf ich auf kein Kunstwerk, aber eine gesperrte Brücke. Das konnte ich aufgrund der fortgeschrittenen Zeit aber nun wirklich nicht brauchen! Eine freundliche Spaziergängerin sagte mir, wie ich dennoch weiterkäme. „Niederbochum“ würde das Gebiet hier heißen. Die vielen schmalen Wege sind nicht ausgeschildert, wer hier nicht regelmäßig spazieren geht, findet sich nur mit Karte zurecht. Unterwegs musste ich das Rad schieben, weil mitten im Wald grobe Steine wie aus einem Gleisbett auf dem Boden lagen. Dank der elektronischen Karte von komoot fand ich nach einem kurzen Schlenker dann doch auf die Erzbahntrasse. Wurde auch Zeit! Jetzt weiß ich, wie es beim Abzweig „Zeche Hannover“ aussieht… Weit war es nicht zur Trasse gewesen, aber den Weg zu finden, das war die Kunst gewesen!

Hier geht´s nicht weiter...blöd, wenn man sich nicht auskennt!
Hier geht´s nicht weiter…blöd, wenn man sich nicht auskennt!

Am Montag hieß es Abschied neben von GErda, dem Lastenrad von Riese + Müller, Modell Packster 60. Ich brachte sie wieder nach Gelsenkirchen in ihre Heimat zurück. Ihr Fazit: in Dortmund war es ganz schön! Und es gibt verkehrstechnisch ähnliche Schwierigkeiten. Sie wünscht sich, dass ich demnächst mit ihr bei der CM Gelsenkirchen mitfahre. Na das lässt sich einrichten… damit sie auch durch ihre Stadt rollt. Demnächst auch öfter, dafür bietet die Stadtentwicklungsgesellschaft Gelsenkirchen das Lastenrad an. Für weniger Autoverkehr und Städte für Menschen anstatt Autos! Tschüss liebe GErda, ich komme gern wieder.

Im Spiegel

Ausleihstation der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) Gelsenkirchen: Infos hier.

Artikel des Stadtspiegels über das Lastenrad GErda für Ückendorf hier.

Seite des Herstellers Riese und Müller hier.

Fast alle Touren, die ich mit GErda gefahren bin:

Von Gelsenkirchen nach Dortmund: https://www.komoot.de/tour/100756289

Auf dem Weg zur Critical Mass Bochum: https://www.komoot.de/tour/100938933

Heimfahrt von der CM Bochum: https://www.komoot.de/tour/100977330

eine der Besorgungsfahrten am Samstag: https://www.komoot.de/tour/101168576

Heimfahrt vom Getränkemarkt mit Brotzeitstopp: https://www.komoot.de/tour/101168522

Runde um den Campus Nord der TU Dortmund mit Abkürzung: https://www.komoot.de/tour/101379926

Teilstrecke der Rückfahrt nach Gelsenkirchen: https://www.komoot.de/tour/101476852

Ab der Hallerey nach Gelsenkirchen: https://www.komoot.de/tour/101490189

Alltagsbeobachtungen VI. Neulich im Kopierraum.

 

InDie Gesundheit ihrer Mitarbeiter* und Studenten* liegt der Technischen Universität Dortmund sehr am Herzen. Das zeigen die Angebote, von denen auf Plakaten und in E-Mails zu lesen sind: „Pausenexpress“, damit der bei der Büroarbeit arg gebeutelte Körper aus seiner PC-Bildschirmstarre wieder herauskommt (ach, da waren noch andere Gelenke als in den Fingern, die man bewegen kann?). Wobei „Pausenexpress“ ein widersprüchliches Wort ist, denn in der Pause will man gerade keinen „Express“, also Tempo, sondern Ruhe haben. Die freundlichen Damen und Herren vom Hochschulsport, auch Pausenexpress-Trainer genannt, werden aber das Maß zwischen Ruhe und Bewegung kennen. Und ein Massageangebot für den Alltag gibt es auch. Deshalb ist dann zu einer bestimmten Zeit, ich glaube ein Wickelraum (ja der ist außerhalb der Massage-Zeit für die kleinen Scheißer-/innen) dann besetzt.

Wow. Von sowas kann man als Mitarbeiter* im Gartenbau nur träumen.

Dann gibt es noch den Personalrat, der auch ansprechbar ist, wenn der Schuh nicht im wortwörtlichen, sondern im übertragenen Sinne drückt. -Für die Studierenden gibt es die psychosoziale Beratung, wenn man nicht mehr weiter weiß.  Der Hochschulsport der TU Dortmund bietet für Mitarbeiter* und Studenten* ein breites Angebot für Bewegungsfreudige ebenso wie angehende (oder Möchte-Gern-)Leistungssportler-/innen in zum Teil renovierungsbedürftigen Räumen.

 

Allerdings…

Liebe TU Dortmund, da geht noch mehr!

Deiner Bitte, angeschlagen am Riesen-Abfallcontainer im Kopierraum,  die Kartonagen in den Raum 0.515 zu bringen und dort zu zerkleinern, kommen wir alle gern nach. Denn wir sind alle an einer guten, möglichst friedlichen Zusammenarbeit interessiert. Der Kopierraum wäre schon allein wegen des Volumens dieser Ungetümer von Kartons überfordert. An dieser Stelle könnte noch mehr für die psychische Gesundheit Deiner Mitarbeiter* und Studierenden getan werden!

Als kritische Zeitgenossin kann man an der Gesellschaft gern mal verzweifeln. Die Wut kocht hoch ob soviel Unverständnis, Starrköpfigkeit und Dummheit in der Welt. Dagegen ist selbst die Wissenschaft oft machtlos. Die Objekte und Lebewesen, die diese Wut auslösen anzugreifen ist keine Lösung und manchmal auch nicht möglich und strafbar. Und wo kann man auch nur mal laut schreien, ohne daß irgendein besorgter Bürger gleich die blauen Uniformierten holt?

Deshalb, verehrte Papier- und Karton-Verwaltung der Technischen Universität Dortmund, wenn Ihnen als Teil dieser Universität die Ordnung im Kopierraum und die friedliche Zusammenarbeit wichtig ist, machen Sie es so:

Schreiben Sie unter diesem Schild auf dem Papiercontainer im Kopierraum eine Liste, wieviele und wie große Kartons und Kartonagen sich im Raum 0.515 befinden. Dazu feste Zeiten, z. B. Dienstag 25.04.2017 , 14 Uhr. Daneben kann jede und jeder ihren oder seinen Namen schreiben, wann man kommen will, um die Kartons zu zerkleinern, nein auf die Kartons einzuschlagen, um sie zu zerkleinern. Vor dem Zertrümmern kann ein Bild  oder Name der Person, auf die man wütend ist,  auf einen der Kartons  für eine noch effektvollere Gesundheitspflege angebracht werden.

So kann man seine Wut kontrolliert herauslassen anstatt Frust innerlich anzufressen – und ohne dass man seinen Chef verprügeln oder das Interieur zerstören oder den Kollegen/die Kollegin würgen muß. Frustabbau, bevor er sich in der Seele ansammeln kann – das ist aktive Gesundheitspflege.

Nach der Zertrümmerung der Kartons kann man  wieder frisch und erholt seiner Arbeit nachgehen – und Wut rauslassen ohne jemanden sträflich weder psychisch noch physisch zu verletzen, das ist doch eine gute Idee. Psycholog-/innen raten außerdem dazu, auch mal laut loszuschreien, ganz gegen alle gesellschaftlichen Konventionen. Dafür muß es Orte geben, wo dies ohne Sanktionen und Belästigung anderer Zeitgenossen stattfinden kann. Der Raum 0.515 könnte so ein Ort sein.

Außerdem kommt man seiner auf dem Schild erwähnten Karton-Zerkleinerungspflicht  als Kopierraum-Nutzer-/in  auch nach.

Ein leerer Karton:  das ist der immer verfügbare Sandsack, der sonst nur im Boxraum hängt (von einem Boxraum beim Hochschulsport weiß ich trotz regelmäßiger Nutzung bestimmter Angebote nichts).

Auf der Tür zum Raum 0.515 muß dann ein Schild hängen: „Bitte nicht stören, Wutabbau durch Kartonagen“, um Passant-/innen nicht durch laute Schreie, die zu jeder Karton-Zertrümmerung gehören,  zu verschrecken. Wenn eine Metal-Band probt, reißt auch niemand erschrocken die Tür auf um zu fragen, was denn schlimmes passiert sei.  Sollten größere Verletzungen an den Händen oder anderswo beim Zertrümmern der Kartons entstehen, kann der Ersthelfer vom Personalrat oder ein selbiger unter den Studierenden endlich wieder sein vor Monaten oder Jahren erlerntes Können unter Beweis stellen; evtl. bietet sich eine Kooperation mit einer Berufsschule für Sanitäter-/innen an. Schließlich liegt Dir, liebe TU Dortmund, auch die psychische Gesundheit Deiner Mitarbeiter-/innen und Student-/innen am Herzen. Und das kann auch heißen: Wutabbau durch Kartonagen-Zertrümmerung.

 

In München hat man den Bedarf nach solchen Räumen schon erkannt. Und der Anbieter dieser „Wuträume“ kann gute Gewinne verzeichnen.

http://www.sueddeutsche.de/muenchen/wutraum-eroeffnet-hau-drauf-1.2496139

 

Kleidungswahl beim Radfahren und: Das schwere Schicksal von Radfahrer(innen)-Hosen

Wer Fahrrad fährt, macht sich zwangsläufig Gedanken über die Kleidung, die man zum Radfahren trägt. Ganz klar: man ist dem Wetter immer ausgesetzt. In einer Blechkiste sitzend und fahrend ist die Kleidung ziemlich egal. Mit Schmunzeln, manchmal auch mit hochgezogenen Augenbrauen lese dazu Beiträge über Fahrradmode und Accesoires z. B. auf dem Blog von bikingtom. Ach ja und nicht zu vergessen die tollen Hipster-Fahrradläden wie der eine in Dortmund. Wenn man dort eingekauft hat, sieht man aus wie der eigene Großvater (was machen da eigentlich die weiblichen Hipster? Die gibt es doch auch?). Verständigung zwischen den Generationen: gelungen. Haha.

Nee Leute. Mit Anfang, Mitte 20 und selbst ab 30 muß man nicht aussehen wie der eigene Großvater (oder die eigene Großmutter). Verständigung zwischen den Generationen sieht anders aus. Abgesehen von den horrenten Preisen für diese miefigen old-fashioned Klamotten braucht man diese nicht zum Radfahren. Nur bei dem einen Critical-Mass-Fahrer, der selbst so um die 50 ist, sehen old-fashioned Fahrradklamotten cool aus. Weil sie zu seinem Typ passen.

Das Angebot an Kleidung für´s Radfahren ist riesig und wenn man nicht gerade eine Gerte ist, auch schwer zu überblicken: wo gibt es was wirklich passendes? Mein Ex-Freund schwörte auf Gore-Tex, also prüfte ich auch mal die sogenannte „Funktionskleidung.“ Lange hatte ich keine Freude daran: es gab nichts wirklich passendes und ich schwitzte mehr mit dieser Kleidung als ohne. Außerdem war es mir zu umständlich, immer diese reine Kunststoffhülle anzuziehen. Eigentlich ist Funktionskleidung doch nur was für Rad-Touren! Alltagstauglich ist Gore-Tex & Co. nicht, finde ich. Und sie wird genauso schmutzig wie „normale“ Alltagskleidung auch. Damen-Größen ab 42 sind für viele Funktionskleidungshersteller auch immer noch unbekannt. Kein Wunder: in der Sportbekleidungs-Werbung sieht man nur schlanke oder dürre Exemplare von Frauen.

In Sachen Funktionsunterwäsche fand ich erstaunlicherweise was bei meiner geschätzten Versandhändlerin, die nicht explizit Sportkleidung anbietet. Alle Damen und Herren, die als sogenannte „Plus Size“-Größe gelten, finden hier (meistens) was, ohne daß man aussehen muß wie ein alter Mann oder eine alte Frau. Allerdings hat auch diese Versandhändlerin eine seltsame Vorstellung, was Frauen als Sportbekleidung zu tragen haben. In den Katalogen werden Frauen nur bei Fitness-Sportarten gezeigt. Zur Erklärung: nicht alle Frauen machen ausschließlich Aerobic und ähnliches Zeugs als Sportbetätigung, bei dem man sich vorkommt wie beim Militär: vorne steht eine(r) und schreit Befehle, die die anderen schnell und im vorgegebenen Rhythmus auszuführen haben. Und zwar zackig. Und nicht alle Frauen tragen deshalb diese engen Caprihosen, die nichts halbes oder ganzes sind oder weite, wallende Shirts, wie sie eben von dieser Versandhändlerin angeboten werden. Das letztere ist dann was für die schwererbewegliche übergewichtige  Gymnastik-Fraktion ab 50, das Krampfadern-Geschwader. Also doch wieder in die Herren-Abteilung von C&A…. Ich bevorzuge beim Floorball-Spiel kurze, locker sitzende Hosen, ebenso beim Radfahren im Sommer für meine Touren. Die sind stabiler und haben Hosentaschen (ja! auch Frau braucht Hosentaschen, welch Wunder!) und sehen auch nicht so schlecht aus, wie immer getan wird.

Und – Überraschung! Ich trage beim Radfahren lange normale Jeanshosen. Das mag erst mal widersinnig klingen, weil eine Jeans nunmal schwerer ist als eine sogenannte „Funktionshose“ oder „Cargo-Hose.“ Tatsächlich hatte die „Cargo-Hose“mit Innenfutter vergangenen Donnerstag auf meiner Fahrt (Nordbahn- und Kohlebahntrasse) nicht zu schlecht abgeschnitten. Allerdings: Die Jeanshose ist wesentlich stabiler und scheuert nicht so schnell am Gesäß auf. Sie sitzt besser als viele Funktionshosen. Auch bei einem Sturz gibt es nicht so schnell Löcher (bzw. können die besser geflickt werden als bei Funktionskleidung). Es sitzt sich angenehmer auf dem Fahrradsattel als mit einer dünnen Funktionshose. Polster im Gesäß finde ich unangenehm. Außerdem mieft die Jeanshose nicht so sehr wie der Kunststoff. Vorteilhaft ist die Kunstfaser aber bei der Unterwäsche, weil man nicht so schnell auskühlt.

Manchmal trage ich auch Rock und Strumpfhose oder Leggins zum Radfahren. Da muß dann „nur“ die Strumpfhose dran glauben. Flicken lohnt oft nicht.

Aber die Jeanshosen und langen Hosen einer Radfahrerin haben ein schweres Schicksal. Vergangenen Donnerstag meinte eine Zug-Fahrgästin mit Rad zu mir, ich solle den flachen Stofftaschenhenkel, der am Boden lag, aufheben, sie wolle nicht das Rad darüber schieben. Ich antwortete ihr: „Keine Sorge. Das Schicksal haben alle Hosenbeine bei mir.“ Ihre Fahrradreifen waren weder naß noch besonders dreckig. Der Radfahrer, der mir gegenüber saß, grinste.  Meine Mutter hatte getobt, wenn ich mit verdreckten Hosen nach Hause kam. Meine 12 Jahre ältere Freundin in der alten Heimat hatte mich immer vorwurfsvoll angesehen. Wie kann man nur so seine Hosen behandeln!  Einmal hatte es mir die Hosenbeine sogar in die Kette gezogen; nicht schön, ich wäre fast gestürzt, die Autofahrer hinter mir hupten, weil ich nicht weiterfuhr (nicht weiterfahren konnte), aber die Erlanger Straße in Fürth war zum Glück breit genug, um rechts ran zu fahren. Die gelben Klettbänder habe ich aufgegeben, weil ich sie ständig verlor (das geht ins Geld auf Dauer). Diese Hosen trage ich nun schon lange nicht mehr, sie und andere Hosen sind nun zu kleinen praktischen Handtaschen geworden.An dieser Stelle mein herzlicher Dank an Craft-Queen Sandra Landefeld 🙂 Spät nachts höre ich immer noch ein leises Wehklagen aus meinem Kleiderschrank, wenn sich die Geister der alten mit den neuen Hosen über ihr Schicksal als Radfahrerinnen-Hosen unterhalten.

Aber so ist das nunmal.

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Alltagsbeobachtungen V – Wiedersehen

Relativ eng sitzt man sich gegenüber, wie man es sonst nicht tun würde. Denn sein Gegenüber kennt man nicht, so daß man eigentlich ihm oder ihr nicht so nah auf die Pelle rücken möchte. Und meist sitzt man auch nur wenige Minuten zusammen. Dann verläßt ein-/e oder mehrere den Raum und steigt aus. Eine meist stumme Gesellschaft, nicht immer angenehm für die wenigen gemeinsamen Minuten.

Manchmal telefonieren Leute und man wird unfreiwillig Zeuge des geführten Gesprächs, ob mich das nun interessiert oder nicht. Wenn man doch nicht schon am Ziel wäre und diese Laberbacken los wäre! Manchmal ist es lustig, manchmal nur nervig. Mein eigenes lautes Lachen hat auch schon mal ungeplant die ganze Straßenbahn-Gesellschaft unterhalten, als ich noch in einer anderen Stadt wohnte (aber das war nicht der Grund für meinen Umzug).

Wenn man nach 20 Uhr etwa U-Bahn oder Straßenbahn fährt, ist es im Fahrgastraum ruhiger. Nur wenige Menschen sind noch unterwegs, die Kinderwägen mit oftmals plärrendem Inhalt (der auch, wenn es schwer fällt, zu ertragen ist) sind inzwischen zuhause angekommen. Nur bei Großveranstaltungen wie einem Fußballspiel ist HighLife angesagt.

Am Dienstag abend den 21. März 2017 waren auf der Hinfahrt zum Hockey(Floorball)-Training auffällig viele Polizisten am Hauptbahnhof. Der Grund mag das Länderspiel England-Deutschland am morgigen Abend gewesen sein, ein paar englischsprechende Menschen waren unterwegs. Da die S-Bahn nach einigen Zwischenfällen (Brand einer S-Bahn in Essen) seit Monaten einen „Sonderfahrplan“ hat, wird es nachts immer zu spät für die Rückfahrt, weil ich zu lange auf die nächste warten müßte. Und so radel ich eben zur nächsten U-Bahn-/Straßenbahnhaltestelle, weil nach 2 Stunden Herumrennen in der Halle mein Elan zum Radfahren nicht mehr sehr groß ist.

Mit meinem Rad steige ich in die U-Bahn ein, ziemlich platt vom Sport. Oft war ich heute Torwärterin gewesen und das heißt auch: man bekommt die meisten Bälle ab, die blaue Flecken verursachen; das tut zwar weh, aber Floorball spielen macht Spaß. Dennoch sieht man nach 2 Stunden Fast-Dauerlauf nicht gerade fröhlich und erfrischt aus.

An der Haltestelle Kreuzstraße steigt ein kräftiger Mann ein, der eine schwarze längliche Tasche trägt. Er sieht mich an und lächelt. Ich sehe ihn an… aber weil ich so k.o. bin komme ich nicht gleich drauf, warum. Was mir auffällt, ist die hellviolett-bunt gemusterte kurze Mütze. Die Mütze… ich erkenne „ihn“ sofort wieder. Vergangene und wohl auch vorvergangene Woche habe ich ihn bemerkt. Ich lächle zurück. Eine kurze Gemeinschaft in der U-Bahn für wenige Minuten.

Während der Fahrt überlege ich noch, ob ich ein paar nette Worte sagen soll. Der Mann mit der bunten, aber nicht knalligen Mütze hat die Augen zu, er scheint ein Nickerchen zu machen. Mancher mag lästern, die Farbe der Mütze ist auch nicht mein Stil, aber ich finde es gut, daß es mal nicht das ewige schwarz-grau-braun-beige bei Männerkleidung sein muß. Eigentlich sollte jeder Mann auch mit einem pinken Shirt rumlaufen dürfen, ohne blöd angemacht zu werden. Frauen die Hosenanzug tragen gelten doch auch als „normal“, erst recht wenn dieser pink oder rosa oder lila ist.

Bevor ich aussteige sage ich: „Darf ich fragen: ist da eine Posaune drin?“ Er nickt und sagt:“ ja. Das mache ich schon seit 40 Jahren.“ Eine lange Zeit. Ich verrate ihm noch, daß ich da einen Hockeyschläger drin habe und vom Sport komme. „Zuhause habe ich eine Geige. Tschüs und eine schöne Woche!“ Dann bin ich auch schon draußen. Er fährt mit der „Stadtbahn“, wie die U-Bahn in Dortmund heißt, weiter.

Es ist schön, auch mal freundliche Begegnungen in der U-Bahn zu erleben. Vielleicht trifft man sich nächste Woche wieder.

 

 

 

 

Gold und Silber glänzt – die TU aber nicht

 

Kommentar zur Teilnahme von Student-/innen der TU , die als  Sportler-/innen bei den Olympischen Spielen 2016 antreten

Alle 4 Jahre ist es soweit: ein weltweites Sportereignis bietet Sportler-/innen, Sponsoren und einem Land die Möglichkeit für viel Aufmerksamkeit, Ruhm und Medallien. Nicht zuletzt geht es auch um viel Geld. Wer sich mit siegreichen Athlet-/innen schmücken kann, hat ein gutes Prestige.

An den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro nehmen auch Studenten und Studentinnen der Technischen Universität teil: z. B. die Hürdenläuferin Pamela Dutkiewicz oder die Ruderer Richard Schmidt und Maximilian Reinelt. Für letztere glänzte schon das Edelmetall. Glückwunsch an alle Medalliengewinner/innen – und gute Wünsche für diejenigen, die noch um Gold, Silber oder Bronze kämpfen.

Die TU Dortmund schmückt sich gern mit ‚ihren‘ erfolgreichen Athleten. Erfolg macht gutes Image, Erfolg will jeder sehen, dient dem Prestige. Schön und gut – aber: dieses Selbstlob der TU hat einen Schmutzfleck.

Um Erfolg haben zu können, muß man ordentlich trainieren können. Die Sportanlagen müssen in Ordnung sein, die Trainerinnen und Trainer müssen fachliche und pädagogische Kompetenzen haben. Der Gewinn von Medallien kann dies bestätigen und hat dies bestätigt. Die Vereine, in denen die Sportler-/innen Mitglied sind, haben gute Arbeit geleistet.

Nur ein Nebenaspekt dabei sind die Sportanlagen der TU Dortmund selbst – auch wenn die Sportlerinnen dort meist nicht trainieren. Die 40 Jahre, die es die Technische Universität Dortmund schon gibt, haben allen Gebäuden und Anlagen zugesetzt.Erst kürzlich berichtete die pflichtlektüre über die Baufälligkeit der alten und neuen, im Bau befindlichen Chemie- und Physikgebäude ( http://www.pflichtlektuere.com/05/08/2016/der-berliner-flughafen-der-tu-dortmund/ ) Ein Rasenplatz ist überhaupt nicht bespielbar, Spielgeräte fehlen bei Kursen, so dass z. B. der Floorball-Trainer lieber seine eigenen Tore mitbringt anstatt die klapprigen Teile der TU-Ausrüstung zu nehmen.Dabei ist der Hockeykurs nicht seine Privatveranstaltung. Bei den Schließfächern hat man plötzlich das Gegenstück des Schlosses in der Hand, so dass man das Fach nicht sicher abschließen kann. Teilweise sind die Toiletten oder Duschen über Wochen geschlossen. Ist ja „nur“ der Hochschulsport, der zum Breitensport gehört, den Amateure betreiben.

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Im Glanz von Olympia wird das vergessen. Denn auch wenn die Athlet-/innen der TU Dortmund nicht unbedingt oder nicht immer auf den Anlagen des Hochschulsports trainieren, so repräsentieren sie doch die Technische Universität Dortmund.Der Glanz von Olympia  hat durch den schlechten Zustand der Anlagen einen faden Beigeschmack. Überspitzt ausgedrückt: außen hui (erfolgreiche Sportler) und innen pfui (kaputte Sportanlagen und marode Lehrgebäude).  Nicht jeder Sportler und nicht jede Sportlerin wird gleich zum Profi. Sport kann auch „nur“ Freude an der Bewegung sein und der Gesundheit dienen.Dennoch ist der Amateursport wichtig. Wird nicht aus einem Breitensportler oft genug auch ein Profisportler? Und wäre es demnach nicht dringend geboten, die Anlagen und die Ausstattung für die Sportkurse des Hochschulsports an der TU Dortmund zu erneuern?

Die Ruderer-/innen werden davon nicht viel mitbekommen, weil sie nicht direkt beim Hochschulsport trainieren.Sie gelten aber als Athlet-/innen der TU. Die TU Dortmund ist dennoch aufgerufen, im Interesse des Profisports  und Breitensports ihre Anlagen und ihre Ausstattung zu erneuern. Wer sich im Glanz von Medallien ’seiner‘ Athleten sonnt, sollte auch gute Sportanlagen vorzuweisen haben. In einem maroden Gebäude will niemand studieren, lernen und lehren. Und mit einem einfachen Holzboot läßt sich schließlich auch keine Medallie gewinnen.